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Mit großen Schritten in Richtung Medienbildung

Die Bibliothek im Bahnhof in Luckenwalde: Seit 2008 befindet sie sich in einem rekonstruierten Bahnhofsgebäude. Im Fokus steht die medienpädagogische Arbeit.
Der goldene Anbau der Stadtbibliothek Luckenwalde, das optische Highlight, beherbergt im Erdgeschoss den offen gestalteten Kinderbereich sowie im Obergeschoss die Jugendbibliothek. Foto: Andreas Meichsner

 

Die Stadtbibliothek Luckenwalde, Bibliothek im Bahnhof, befindet sich seit 2008 in einem rekonstruierten Bahnhofsgebäude und bietet auf 950 Quadratmetern einen vielfältigen Medienmix für die Bürger/-innen aus Luckenwalde und Umgebung an. Der goldene Anbau, das optische Highlight, beherbergt im Erdgeschoss den offen gestalteten Kinderbereich sowie im Obergeschoss die Jugendbibliothek. 2009 erhielt die Bibliothek den Brandenburgischen Baukulturpreis. Am 7. Oktober 2010 wurde die Luckenwalder Bibliothek im Bahnhof bei der Vergabe des Deutschen Städtebaupreises in Essen mit dem Sonderpreis für herausragende Projekte und Orte des Wissens und der Bildung ausgezeichnet. Im Juni 2023 hat die Bibliothek im Bahnhof ihr fünfzehnjähriges Bestehen gefeiert.

Ein Schwerpunkt, der in vielen Bibliotheken einen immer größeren Raum einnimmt, ist die medienpädagogische und medienbildende Arbeit. Bereits 2020 entschloss sich das Team in Luckenwalde, den Fokus vermehrt auf diesen Bereich zu setzen: neue Technik und Techniken einzubinden und diese niedrigschwellig, auf spielerische Art Kindern und Jugendlichen näher zu bringen. Eine Mitarbeiterin nahm daraufhin über den Landesfachverband Medienbildung Brandenburg (lmb)1 an der Qualifizierung »Medienpädagogik« teil. 

Schnell entwickelte sich eine inspirierende Zusammenarbeit mit dem lmb, sodass die Bibliotheksleiterin und Autorin dieses Beitrags die Stadtverwaltung und die Stadtverordneten in Luckenwalde für eine Mitgliedschaft im lmb gewinnen konnten. 2022 bewarb sich die Bibliothek im Bahnhof für die Aufnahme in das medienpädagogische Netzwerk der Jugendinformations- und Medienzentren Brandenburg (JIM)1 und erhielt im Juni 2022 den positiven Bescheid. Neben den Handlungsfeldern »Offener Medienbereich, medienpädagogische Projektberatung, Technikverleih, Arbeitsgemeinschaften, Projekte und Kurse« kooperieren die JIMs verstärkt medienpädagogisch mit Schulen im Sozialraum. 

Die Qualität der medienbildenden Arbeit wird in einem jährlich stattfindenden Qualitätsdialog sichergestellt und dokumentiert. Hier hat die Bibliothek insbesondere den außerschulischen Bereich mit offenen Angeboten am Nachmittag in den Mittelpunkt gestellt. Ein weiteres neues Aufgabengebiet ist die Schulung von pädagogischen Fachkräften zu Medienpädagogik in Kinder- und Jugendeinrichtungen.

Im Aufbau befindet sich gerade das lokale Netzwerk Medienbildung Luckenwalde, in dem die Bibliothek als Ansprechpartner und Koordinator agiert. Über Fördermittel des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) konnte der Technikbestand für den Makerspace erworben werden. Zurzeit werden dafür Arbeitshilfen erarbeitet und der erste interne Team-Medien-Tag fand bereits Ende März 2023 statt. Im Anschluss steht ein Mit-Mach-Workshop »Robotic und Coding« für das lokale Netzwerk an, wo alle Multiplikatoren, wie Jugendzentren, Volkshochschule, Hochschulpräsenzstelle et cetera, eingeladen werden.  

Digitale Komepetenzvermittlung

Die Bibliothek im Bahnhof steht mit allen Luckenwalder Kindertagesstätten und Schulen im engen Kontakt. Die gemeinsamen Ziele sind in schriftlich fixierten Kooperationsverträgen verankert und werden zweijährig evaluiert. Hier wurden neben der Lese- und Sprachförderung auch digitale Kompetenzvermittlung und medienbildende Arbeit aufgenommen. Erste Kontaktaufnahme zu Kindern ab zwei Jahren und deren Eltern bekommen wir über das Projekt Lesestart 1-2-3. Alle Vorschulkinder aus Luckenwalder KiTAs absolvieren den Bibliotheksführerschein. Grund- und weiterbildende Schulen besuchen die Bibliothek regelmäßig. Das Oberstufenzentrum, wo die schulische Ausbildung in Sozialpädagogik (Erzieher/-in) angeboten wird, nutzt das Angebot der Bibliothek ebenso.

Vermehrt zum Einsatz kommen hier BilderbuchKINO, interaktive Rallyes mit der App Actionbound, Orboot – der Globus mit interaktiver Weltkarte, Bee- und Blue-Bots sowie weitere Robotic-Elemente, diverse MINT-Projekte (Cubeecraft, LEGO-Animation), Workshops zu Recherchetechniken für Facharbeiten, Schulungen zur medienpädagogischen Arbeit in Kinder- und Jugendeinrichtungen für (angehende) pädagogische Fachkräfte und vieles mehr. In allen Aktionen wird trotz der digitalen Vielfalt stets das Medium Buch eingebunden.  

Seit Herbst 2022 ist die Autorin dieses Beitrags als Expertin2 im Netzwerk Bibliothek Medienbildung aktiv und unterstützt den Deutschen Bibliotheksverband (dbv) und viele andere Öffentliche Bibliotheken zu relevanten medienpädagogischen und medienbildenden Themen im ländlichen Raum. Hier geht es nicht »nur« um Praxisbeispiele, auch die Rolle der Bibliothek als Multiplikator und Networker spielt eine große Rolle. Beim diesjährigen BiblioCon in Hannover nahm die Autorin an der Podiumsdiskussion »Die Bibliothek als Ort der Medienbildung etablieren – wie überzeuge ich Entscheidungsträger:innen in der Kommune?« teil. 

Sie haben Fragen zur medienpädagogischen Arbeit in der Bibliothek im Bahnhof und/oder welche medienbildenden Angebote bereits umgesetzt werden? Gern steht Ihnen die Autorin unter der Telefonnummer 03371 / 40 33 42 oder per Mail (bibliothek@luckenwalde.de) zur Verfügung.

1 Das Netzwerk der Jugendinformations- und -Medienzentren (JIM) ist ein medienpädagogisches Netzwerk und wird im Auftrag des MBJS vom Landesfachverband Medienbildung Brandenburg (lmb) koordiniert. Hintergrund hierfür ist eine Rahmenvereinbarung zwischen dem brandenburgischen Bildungsministerium und dem lmb über die Kooperation von Schulen und außerschulischen Einrichtungen mit medienpädagogischem Profil aus dem Jahre 2004, die zur Entwicklung des Konzeptes der »Jugendinformations- und Medienzentren« (kurz JIM) führte. 

2 Bibliotheken sind Lernort und Treffpunkt für alle: Interview mit Heike Rosendahl (2023). (Quelle: netzwerk-bibliothek.de/de_DE/netzwerk-pool) – (Stand: 21.04.2023)

Heike Rosendahl (geboren 1970) ist fast ihr ganzes Berufsleben den Öffentlichen Bibliotheken treu geblieben. Nach der Ausbildung arbeitete sie in Berlin und viele Jahre in der Stadtbibliothek Falkensee – dort bereits als stellvertretende Leiterin. 2008 ging es für Heike Rosendahl nochmal in die Vorlesesäle der Fachhochschule Potsdam, wenn auch eher digital, als berufsbegleitende Fernweiterbildung mit dem Abschluss Bachelor of Arts in Informationswissenschaften Bibliotheksmanagement (2012). Seit 2019 leitet Rosendahl die preisgekrönte Bibliothek im Bahnhof in Luckenwalde und ist gemeinsam mit ihrem Team verstärkt im medienpädagogischen Bereich tätig. Im vorigen Jahr wurde Heike Rosendahl als Expertin in das dbv-Projekts »Netzwerk Bibliothek Medienbildung« aufgenommen und unterstützt mit ihrem Wissen hier insbesondere Bibliotheken im ländlichen Raum. Heike Rosendahl lebt in der Nähe von Potsdam im Land Brandenburg. 

Bibliotheksbau

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