Abo

Vorlesen fördern – auch in anderen Sprachen

Pr. – Das Gemeinschaftsprojekt »Vorlesen in allen Sprachen« bietet neun illustrierte Kinderbücher in acht Sprachen an.
Egal in welcher Sprache: Vorlesen ist für Kinder wichtig. Foto: FRÖBEL e. V. / Bettina Straub

Jörg Pieper, Head of Institutional Business beim Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin, weist im Interview auf die Bedeutung der Leseförderung gerade auch für Kinder mit Migrationshintergrund hin und stellt das Projekt »Vorlesen in allen Sprachen« vor.

 

Herr Pieper, können Sie beschreiben, worum es in dem Projekt »Vorlesen in allen Sprachen« geht?

Sehr gerne! Wir leben heute in einem Land und in einer Gesellschaft mit sehr vielen Sprachen. Gleichzeitig stellen wir seit Jahren fest, dass in Familien immer weniger gemeinsam gelesen beziehungsweise vorgelesen wird. Die Gründe dafür, so bestätigt es auch eine Studie der »Stiftung Lesen«, sind vielfältig: An erster Stelle steht sicherlich ein allgemein sich wandelndes Mediennutzungsverhalten. Digitale Medien sind, das wissen wir alle, seit Jahren auf dem Vormarsch. Das klassische »Vorlesemedium« Buch hat es vor diesem Hintergrund nicht leicht. Dazu kommen auch Faktoren wie eingeschränkte Lesefähigkeiten bei den Eltern oder Erziehungsberechtigten und damit einhergehende Unsicherheiten. Wenn dann noch für die Herkunftssprache der Eltern keine geeigneten Bücher zur Verfügung stehen, wird es doppelt schwer.

Wir wollen dem entgegenwirken: Neun illustrierte Kinderbücher für die Altersstufe 2 bis 7 Jahre wurden von der »Stiftung Lesen« ausgewählt und wir haben mit renommierten Kinderbuchverlagen wie Baumhaus, Boje, Carlsen, Sauerländer, Loewe, Moritz und Ravensburger diese in sieben Sprachen übersetzen lassen. Die Sprachen sind Arabisch, Farsi, Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Türkisch und Rumänisch. Die Bücher orientieren sich dabei in der Ausstattung komplett an der deutschsprachigen Ausgabe.

 

Wie können wir uns die praktische Umsetzung vorstellen?

Wir wollen mit diesem Projekt »Verfügbarkeit« schaffen! Der Vorlesemonitor 2022 der »Stiftung Lesen« zeigt, dass fast 40 Prozent der 1- bis 8-jährigen Kinder selten oder nie vorgelesen wird. Das kann auch damit zusammenhängen, dass in vielen Familien kein geeigneter Vorlesestoff verfügbar ist.

Wenn jedoch in Kitas und Bibliotheken genau diese Bücher in geeigneten Sprachen zur Verfügung gestellt werden können, schaffen wir Verfügbarkeit. Vor diesem Hintergrund haben Kitas, sonstige soziale Einrichtungen und Bibliotheken, abgestimmt auf ihren jeweiligen Bedarf, die Möglichkeit, neben der etablierten deutschsprachigen Ausgabe, diese auch in den oben aufgezählten Sprachen zu erwerben und Eltern und Kindern zur Verfügung zu stellen.

 

Und wie erfolgt der Erwerb für Bibliotheken ganz konkret?

Das ist denkbar einfach. Bibliotheken können sich individuell ihre Titel zusammenstellen. In vielen Fällen ist die deutschsprachige Ausgabe schon vorhanden und entsprechend der individuellen Situation vor Ort, kann dann entschieden werden, welche Titel in welchen Sprachen erworben werden.

Der Vertrieb erfolgt einerseits direkt über Dussmann das KulturKaufhaus, andererseits können Bibliotheken aber auch ihren gewohnten Lieferanten auf das Programm ansprechen, die dann bei uns bestellen.

 

Wie sieht die weitere Perspektive zu »Vorlesen in allen Sprachen« aus?

Wir verstehen das Projekt »Vorlesen in allen Sprachen« nicht als einmalige Angelegenheit. Auch im nächsten Jahr wollen wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern »Stiftung Lesen« sowie »Fröbel e.V.« neue Titel festlegen und eventuell noch weitere Sprachen aufnehmen. Unsere gesammelten Erfahrungen aus diesem Jahr werden dabei eine wichtige Grundlage bilden.

Denkbar und spannend ist beispielsweise auch, Kinderbücher aus den genannten Sprachräumen auszuwählen, um noch mehr Diversität für alle Beteiligten zu schaffen. Auch hierzu gibt es erste Überlegungen. Am Ende sind wir alle dem großen Ziel verpflichtet, Zukunftschancen für alle Kinder, gleich welcher sozialen und ethnischen Herkunft zu verbessern. Bildung ist ein ganz wesentlicher Faktor dafür.

 

Vorlesetag für Kinder und Familien am Samstag, 14. Oktober, mit multilingualem Vorlesen, Bastel-Workshop für Kinder und dem Lesebus der Stadtbibliothek Berlin-Mitte.

Interessantes Thema?

Teilen Sie diesen Artikel mit Kolleginnen und Kollegen:

Nach oben