Unsere Gesellschaft befindet sich in einem dauerhaften Wandel. Jüngere Generationen haben durch neue Werte, andere Ansprüche, Fähigkeiten und Bedürfnisse. Work-Life-Balance, Mental Health, Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit aber auch Individualisierung und Vereinsamung der Menschen stehen derzeit im Vordergrund. Ausgeprägte kognitive Fähigkeiten und KI als Selbstverständlichkeit fordern multisensorische Angebote.
Bibliotheken befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Veränderung. Ziel sollte es sein, nicht noch mehr Informationen zu verbreiten, als sowieso schon zugänglich sind, sondern den bestehenden Beständen neue gesellschaftliche Relevanz zu verleihen. Die Möglichkeiten aufzuzeigen, unvorhergesehene Verbindungen zu entdecken und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Wie können Bibliotheken Kinder und Jugendliche im dauerhaften Wettbewerb um Aufmerksamkeit erreichen? Denn es reicht nicht, die digitale Sichtbarkeit zu erhöhen oder die stetige Verbesserung des derzeitigen Produkt- und Serviceangebots zu forcieren.
Der digitale Raum wird größer und gewinnt immer mehr an Bedeutung im Alltag. Gleichzeitig wächst das Verlangen nach physischen Welten.
Bibliotheken dürfen nicht nur als Dienstleistungseinrichtung gesehen werden, sondern als Community, die relevante lokale Themen aufgreift und Gespräche auf verschiedenen Ebenen fördert. Dadurch gewinnt die Bibliothek eine eigene »lokale« Identität.
Werfen Sie mit uns einen Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten der Bibliotheksarbeit für Kinder und Jugendliche von Demokratiebildung über Literaturpädagogik bis hin zur Spielkultur, sowohl digital als auch analog.
Lesen ist eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen, die es zu erwerben gilt, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Teilhabe wiederum ist die essenzielle Grundlage eines gleichberechtigten, demokratischen Zusammenlebens. Kinder- und Jugendbibliotheken leisten hier einen ungeheuer wichtigen Anteil, allen einen Zugang zu den gleichen Bildungs- und Teilhabechancen zu ermöglichen, unabhängig von der sozioökonomischen Herkunft oder des kulturellen Hintergrunds. Leseförderung und Medienbildung sind von jeher wichtige Schwerpunkte der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit.
Wie aber muss diese wichtige Arbeit in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels angepasst und erweitert werden, damit sie auch für die Generationen Z und Alpha noch ansprechend ist?
Die Kolleginnen und Kollegen in den Kinder- und Jugendbibliotheken des ganzen Landes arbeiten daran, Angebote für die Generation Z und die nachfolgende Generation Alpha zu erarbeiten, und somit die bestmöglichen Voraussetzungen für ein lebenslanges Lernen zu schaffen, das zukünftig noch wichtiger sein wird, um im stetigen Wandel der Gesellschaft und mit den sich verändernden Anforderungen mithalten zu können.
Flexibilität und lebenslanges Lernen ist und bleibt eine wichtige Schlüsselkompetenz.
Was macht die Fachkommission eigentlich?
Auch die Arbeit der Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv), die im Sommer 2024 in neuer Besetzung begann, findet aufgrund der räumlichen Distanz der einzelnen Bibliotheken vorrangig im virtuellen Raum statt. Wir haben mit verschiedenen produktiven Tools zur kollaborativen Zusammenarbeit eine dynamische Arbeitsweise gefunden, die individuell, flexibel und effizient ist.
In der Kommission ist aktuell eine »bunte« Mischung der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit vertreten: Aus der Perspektive sowohl von Kommunal- als auch Großstadtbibliotheken, aber auch von Schulbibliotheken werden unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte eingebracht sowie Spezialisierungen auf bestimmte Zielgruppen berücksichtigt.
Typische Anfragen an unsere Fachkommission sind die Themen Early Literacy und Leseförderung für verschiedene Altersgruppen, Aufbau von Angeboten für Kitas und Schulklassen speziell für den Bereich der verpflichtenden Ganztagsbetreuung, Planungsfragen für Neubauten sowie die Erarbeitung einer Handreichung zur Erstellung eines Schutzkonzeptes für Kinder- und Jugendbibliotheken. Hier unterstützen wir, zeigen Wege der Vernetzung und bieten im Rahmen unserer Möglichkeiten eine fachlich-methodische Beratung, um eine vielschichtige und qualitative Angebotspalette als bibliothekarische Standards in den Kinder- und Jugendbibliotheken zu schaffen.
Über den eigenen Community-Blog, der die Themen Leseförderung und Medienpädagogik sowie Neuigkeiten, Debatten und Fortbildungen aufgreift, stellen wir Kolleginnen und Kollegen aktuelle Informationen zur Verfügung. Bereits 2022 bekam der Blog ein Fresh-up und soll künftig noch intensiver als Austauschplattform dienen. An dieser Stelle möchten wir noch einmal alle Kolleginnen und Kollegen sowie Freunde der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit herzlich zur Co-Autor/-innenschaft einladen. Bei Interesse oder für Hinweise melden Sie sich gerne bei uns.
Netzwerken in großem Stil – Die Fachkonferenz
Die 4. Fachkonferenz für Kinder- und Jugendbibliotheken vom 22. bis 24. April 2026 an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid bietet die ideale Gelegenheit zum Austausch, und um von anderen zu profitieren. Unter dem Motto »Gesellschaft im Wandel« beleuchtet die Konferenz die Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit im gesellschaftlichen Kontext.
Die Herausforderungen unserer Gesellschaft heute bilden die Handlungsfelder für die Kinder- und Jugendbibliotheken. Im Vordergrund dabei immer das Sichtbarmachen von Sprache: Angebote der systematischen Sprach- und Leseförderung für schwach Lesende und für mehrsprachige Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund oder Migrationsgeschichte, die Repräsentation von mehr Diversität im Kinder- und Jugendbuch für Identifikationsmöglichkeiten und Empowerment auch von Kindern aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen, Konzepte zur spielerischen Vermittlung von Informations-, Medien- und Digitalkompetenz zur Förderung von Teilhabe, Heranführung an digitale Kulturtechniken und vieles mehr. Dabei gilt es, die Bedürfnisse der kommenden Generationen im Blick zu haben.
Frühkindliche Bildung legt den Grundstein für kognitive, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und sollte unabhängig von sozialem Status und Bildungsgrad eine Selbstverständlichkeit sein.
Kinder erleben Stress, Angst, Isolation und werden mit Cybermobbing konfrontiert. Gleichzeitig wächst der Druck des sozialen Vergleichs, der das Selbstwertgefühl beeinflusst.
Die Aufmerksamkeitsfähigkeit geht durch die ständige Ablenkung durch digitale Geräte verloren. Bibliotheken bieten hier sichere Räume. Kinderschutzkonzepte in Bibliotheken können Orte der Geborgenheit und der emotionalen Sicherheit schaffen. Die AG Schutzkonzepte des dbv bieten mit ihrer Handreichung eine übertragbare Grundlage, die in allen Bibliotheken eingesetzt werden kann.
Mit einem vielfältigen Angebot an Vorträgen und Workshops stellen wir in Remscheid die Bewältigung dieser Herausforderungen durch Best-Practice-Beispiele, Trends und Möglichkeiten vor und regen zum gemeinsamen Austausch an.
Gesellschaftsspiele sind hinsichtlich ihres kulturellen Wertes und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung ein Kulturgut mit enormem Bildungspotenzial. Wer sich mit Regelwerken auseinandersetzt, ist sensibler und aufmerksamer im menschlichen Zusammenleben. Spiele fördern das Demokratieverständnis genderneutral, alters- und herkunftsunabhängig und fördern den vorurteilsbewussten und wertschätzenden Umgang miteinander.
In einer immer stärker digitalisierten und individualisierten, aber auch zunehmend anonymen Gesellschaft sollten analoge Medien verstärkt zur Erziehung und Bildung herangezogen werden, um eine hybride Mischnutzung analoger und digitaler Angebote zu bieten. Besonders eine Generation, für die der Umgang mit KI und Automatisierung fester Bestandteil des Alltags ist, bieten analoge Medien eine Entschleunigung und Möglichkeit, haptische und soziale Bedürfnisse zu befriedigen.
Zum Beispiel sind die japanischen Kamishibais oder Silent Books eine ideale Grundlage für Sprachanlässe zu den unterschiedlichsten Themen und ermöglichen damit eine multikulturelle, wertschätzende Interaktion. Aber auch pen&paper-Spiele haben eine wachsende Community, die kreative und fantastische Spielelemente mit respektvollem Umgang und wertschätzender Individualisierung verbindet.
Partizipation ist das Gebot der Stunde
Um personalisiertes Lernen und selbstständige Wissensaneignung zu ermöglichen, bedarf es der Medienkompetenz und der Fähigkeit, Inhalte kritisch zu hinterfragen. Die zunehmende Digitalisierung birgt Risiken in Bezug auf Datensicherheit und Privatsphäre. Altersgerechte Datenschutzrichtlinien sind nötig. Im Rahmen einer ganzheitlichen Bildung ist die Förderung von Kreativität und kritischem Denken zentrales Element. Es gilt Achtsamkeit und emotionale Intelligenz zu entwickeln, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu entwickeln.
Die Freizeitgestaltung zukünftiger Generationen wird geprägt sein von Technologie, kreativen Aktivitäten und von sozialen Verbindungen. Zeichnen, Musizieren, Lesen, Basteln und Spiele sind neben E-Sport und Gaming im Trend. BookTok ist ein ungebrochener Hype, der eine ganze Generation für Literatur zu begeistern vermag. Aber auch preisgekrönte Jugendliteratur und spezielle Angebote für schwach lesende Jugendliche sind mögliche Chancen für Bibliotheken, Zielgruppen zu binden. Perfekte Anforderungen für eine perfekte und vielseitige Bibliotheksarbeit.
Noch immer konkurriert die »klassische« Lese-/Sprachförderung der Bibliothekspädagogik mit der Medienpädagogik. Medien- und Bibliothekspädagogik brauchen beide einen klar definierten Stellenwert innerhalb der Bibliotheksarbeit und die Unterstützung des ganzen Teams. Mögliche Antworten hierauf will Prof. Julia Abel für die dbv AG Bibliothekspädagogik in einem Workshop erarbeiten.
Als Orte gelebter Demokratie fühlen sich Bibliotheken auch in Bezug zur Demokratiebildung in der Verantwortung. Hier bieten Projekte wie zum Beispiel Land.schafft.Demokratie und die Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) vielfältige Möglichkeiten für engagierte Bibliotheken.
Aktuelle Informationen können Interessierte über unseren Community-Blog erhalten und sich dort auch gerne austauschen.
Die 4. Fachkonferenz für Kinder- und Jugendbibliotheken findet vom 22. bis 24. April 2026 an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid statt. Die Anmeldung ist über die Webseite der Akademie für kulturelle Bildung möglich.