Hamburg. Seit dem11. Dezember bietet die Stadtteilbibliothek Finkenwerder der Bücherhallen Hamburg ihren Kunden einen Open-Library-Service an. Längere und kundengerechtere Öffnungszeiten der Bibliotheken sind der häufigste Wunsch, der von den Kunden an die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen herangetragen wird. Die Bücherhallen haben in den letzten Jahren daher bereits die Öffnungszeiten verlängert. Zufrieden kann man mit dem Erreichten allerdings noch nicht sein. Der Prozess geht weiter, vorhandene Personalkapazität so einzusetzen, dass Öffnungszeiten den aktuellen Nutzungswünschen der Kunden entsprechen.
In den Niederlanden und Dänemark ist man bekanntlich seit einigen Jahren dazu übergangen, Bibliotheken auch außerhalb von personalbesetzten Öffnungszeiten als öffentlich nutzbaren kommunalen Raum anzubieten, ohne dass die Nutzer von Fachpersonal bedient werden. Kunden können die Bibliotheken in erweiterten Öffnungsstunden ohne Anwesenheit des Personals in Selbstbedienung nutzen.
Kunden wünschen erweiterte Öffnungszeiten
In Deutschland gab es bisher kein vergleichbares Angebot. Die Bücherhallen Hamburg führen diesen Selbstbedienungsservice nun zuerst im Hamburger Elbe-Stadtteil Finkenwerder ein. Finkenwerder, Flugzeugbaustandort, ehemalig Fischereihafen und Werftstandort, hat bis heute mit seinem niedersächsischen Hinterland (Obstanbau) eine fast ländliche Atmosphäre in der Großstadt bewahrt. Das Einzugsgebiet der Bücherhalle ist fast ausschließlich auf diesen Stadtteil beschränkt. Dieser Standort scheint daher als Hamburger Einstieg in die Open-Library besonders geeignet. Hinzu kommt, dass hier die Kunden eine Öffnungszeitenerweiterung für besonders wünschenswert hielten.
Die Bücherhalle wurde räumlich umgestaltet und für die erweiterten personallosen Öffnungsstunden vorbereitet. Die Bibliothek wurde klarer strukturiert und die Aufenthaltsqualität etwa durch neue Möblierung optimiert. Zudem gibt es neben der RFID-Selbstbedienungsausleihe nun auch eine RFID-Selbstbedienungsrückgabe, ein Kassenautomat wird noch installiert.
Bibliothek kann personalunabhängig genutzt werden
Die Bücherhalle Finkenwerder hat jetzt begonnen, ihren Kunden Öffnungszeiten anzubieten, in denen die Bibliothek personalunabhängig genutzt werden kann. Praktisch geht das so: Kunden können an einem Zugangsterminal die Eingangstür der Bücherhalle zu den definierten Zeiten mit ihrer Bibliothekskundenkarte selbständig öffnen - ähnlich der Zugangspraxis zur Selbstbedienungszone in Banken. Das Terminal prüft dabei am Zentralserver die Kundenkarte und das Alter des Kunden. In der ersten Phase erhalten nur Kunden ab 18 Jahren Zutritt und es wird im ersten Schritt nur eine begrenzte Anzahl von zusätzlichen Öffnungsstunden angeboten. Danach werden die Open-Library-Zeiten sukzessiv erweitert und zum Beispiel der bisher geschlossene Samstag zur Wochenmarktzeit als Selbstbedienungsbibliothek angeboten. Geschäftsleitung und Betriebsrat der Bücherhallen Hamburg haben eine Betriebsvereinbarung zum Pilotprojekt Finkenwerder abgeschlossen.
Keine einschränkung für Nutzer der Open Library
Kunden können die Bücherhalle wie gewohnt umfassend nutzen: Kundenkataloge, Internet, Word-Station, PressDisplay, sämtliche Medienarten, Vormerk- und Verlängerungsfunktion. Ausleihen und Rückgaben werden an den RFID-Stationen, Zahlungen am Kassenautomaten durchgeführt. Während der Selbstbedienungs-Öffnungsstunden zeichnen in Absprache mit den Datenschützern Kameras zur Sicherheit der Kunden das Geschehen im Bibliotheksraum auf. Die Löschung der Daten erfolgt nach einer Woche. Mehrere Anbieter am Markt bieten Komplettlösungen, die Bibliothek (sicherheits-)technisch für den Non-Person-Betrieb auszustatten.
»Die Vorbereitung der Open-Library ist umfangreiches Neuland für mein Team gewesen. Die Räumlichkeiten mussten für das Angebot neu durchdacht und umgestaltet werden«, sagt Bibliotheksleiterin Christina Neustadt, zu diesem Pilotprojekt. Hella Schwemer-Martienßen, die Direktorin der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen ergänzt: »Die Sicherheitsvorkehrungen für Bibliotheksräume, Einrichtungsgegenstände und das Bücherhallen-Netzwerk waren aufwendig, ebenso wie die datenschutzrechtlichen Klärungen für die Kameraaufzeichnung. Es entstehen bei diesem Modell zahlreiche organisatorische Erfordernisse, die Sicherheit der Kunden im Bibliotheksraum zu gewährleisten und das Eigentum der Bibliothek zu schützen.“