Instagram für Bibliotheken: Nutzernähe, Aufmerksamkeit und viele Möglichkeiten zur Vernetzung

Aus dem Archiv: Was bringt es Bibliotheken, Instagram zu nutzen? Tipps und Tricks für den Einstieg in das soziale Netzwerk.
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Der Instagram-Account der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Screenshots: instagram.com/stabihh

 

Was bringt es Bibliotheken, Instagram zu nutzen? Warum sollten Informationseinrichtungen, die schließlich nicht dafür gegründet wurden, Bilder unter die Menschheit zu bringen, genau das doch tun? Was von Zweiflern zunächst kritisch beäugt wird, kann ein niedrigschwelliger Einstieg für Bibliotheken in das Aufgabengebiet Social Media sein. In der Folge wird dargestellt, warum die Staats- und Universitätsbibliothek (Stabi) Hamburg diesen noch relativ neuen Weg der bildgestützten Kommunikation beschritten hat und was es ihr bis dato gebracht hat. Neben Motivation und Praxis des Instagram-Einsatzes im Rahmen des Social-Media-Konzeptes werden Tipps zur technischen Realisierung gegeben und auf weiterführende Literatur verwiesen.

Gründe und Ziele, warum Bibliotheken Bilder teilen sollten

Wandel in der Kulturgeschichte: Bilder sind heute so selbstverständlich wie Worte

Für den zusätzlichen Einsatz von Fotografien im Rahmen der Marketingstrategien von Bibliotheken spricht die Zunahme der Bedeutung des Austauschs von Bildern in der aktuellen Kommunikation. Hierzu der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich:

»In den Sozialen Medien […] sind Bilder auf einmal Teil alltäglicher Kommunikation. Tatsächlich findet heute, erstmalig in der Kulturgeschichte, der Austausch von Bildern genauso unbehindert und genauso selbstverständlich wie der Austausch von Worten statt. Bilder sind neben der Sprache zunehmend das zweite allgemein genutzte Medium der Instant-Kommunikation.«

 

Mit Bildern Nachrichten transportieren

Im stetig fließenden Informationsstrom bei gleichzeitig knappen Zeitressourcen des Zielpublikums geht es darum, Aufmerksamkeit zu generieren. Wer heute als Kultureinrichtung in den gängigen Social-Media-Kanälen wie Blogs, Facebook oder Twitter unterwegs ist, weiß deshalb, wie wichtig es ist, Nachrichten mit passenden Bildern zu versehen. Beim zielgerichteten Einsatz von Instagram ist es umgekehrt: Da werden Bilder mit Nachrichten versehen. Das Zeigen von Bildern ist kein Selbstzweck. Es geht nicht (nur) darum, einfach mal ein schönes Foto zu posten. Sondern mit diesem Foto wird im besten Fall immer auch eine Nachricht transportiert.

 

Themen für den bibliothekarischen Instagram-Account:

Folgende Themen bieten sich für Bibliotheken an, um dazu Nachrichten auf Instagram zu verbreiten:

  • Bestand: Hier vor allem die Sichtbarmachung der digitalisierten Bestände. Dazu ist Instagram prädestiniert!

  • Veranstaltungen und Ausstellungen

  • Tutorials, Schulungen und Führungen

  • Gebäude (zum Beispiel Renovierungen) und Arbeitsplätze

 

»Wie bei jeder Social-Media-Kommunikation muss natürlich auch auf Instagram darauf geachtet werden, dass es sich dabei nicht um einen einseitigen Verkündungskanal handelt, in dem Bibliotheken ihre Bestände und Dienstleistungen bewerben können.«

 

Die Bibliothek mit den Augen der Nutzer sehen

Doch das ist nur eine Seite der Nutzung von Instagram. Dadurch, dass auch die Nutzer der Bibliothek auf Instagram unterwegs sind, kann man so erfahren, wie diese ihre Bibliothek sehen. Menschen schildern in geposteten Fotos und Texten, wie sie »ihre« Bibliothek erleben. Auf die Idee, durch Instagram die Bibliothek mit den Augen der Nutzer zu sehen, sind wir erst nach unserem Einstieg in den Fotosharingdienst gekommen. Wir fordern unsere Besucher mittlerweile ausdrücklich in unserem Instagram-Profil dazu auf, ihre Fotos der Bibliothek mit dem Hashtag #stabihh zu versehen. Und wir reagieren natürlich durch Kommentare und manchmal auch durch Teilen der Fotos.

Einsatz in der Praxis

Die Postingfrequenz: wie oft Bilder zeigen?

Das Gute: Es gibt keine festen Regeln, in welchen Abständen was auf Instagram geteilt wird. Wir haben in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 2015 angefangen, Instagram auszuprobieren. Momentan posten wir etwa werktäglich ein Foto. Wenn das mal nicht gelingt, ist es auch kein Problem. Wenn wir mal zwei Bilder an einem Tag zeigen, macht uns auch niemand einen Vorwurf daraus. Wenn eine Bibliothek nur einmal die Woche was posten will, ist das auch ok. Am besten fahren Institutionen in Social-Media, wenn sie sich wie Privatpersonen verhalten: Für die gibt es auch keine Regel, was in welchen Abständen gezeigt werden soll. Wer sich aber möglichst rasch ein Netzwerk aufbauen möchte, ist gut beraten, den jeweiligen Kanal regelmäßig zu bespielen. Das gilt auch für Instagram.

 

Die Bedeutung von Hashtags

Das Bibliothekaren bestens vertraute Prinzip der Verschlagwortung – nichts anderes sind Hashtags – ist extrem wichtig auf Instagram. Wenn Sie Ihre Postings mit dem Namen Ihrer Stadt oder Ihres Stadtteils versehen, kann Ihre Bibliothek von allen entdeckt werden, die schauen, welche Bilder es von diesem Ort gibt. Posten Sie etwas zu einem bestimmten Autor oder Thema, macht der Einsatz von Hashtags auch Sinn. Man mag zu Hashtag-Aktionen auf Instagram, wie etwa dem Lampen-Mittwoch oder dem Treppenhaus-Freitag, stehen wie man will, aber es hat unsere Vernetzung befördert und Spaß gemacht, jeden Freitag eine Treppe aus der Stabi unter dem Hashtag #Treppenhausfreitag zu veröffentlichen. Eine schöne internationale Aktion war die in den USA initiierte Kampagne #boatsinthelibrary, als Bibliotheken Bestände zum Thema Schiffe (Bücher, Karten, Abbildungen) gepostet hatten. Vom Internationalen Maritimen Museum Hamburg darauf angesprochen hat sich auch die Stabi Hamburg beteiligt. Dabei konnten wir einige Kontakte zu Bibliotheken mit Schiffskarten-Bestand knüpfen, die uns über die Aktion hinaus erhalten geblieben sind.

 

Instagram ist keine Einbahnstraße

Mit dem Punkt Vernetzung ist es bereits angesprochen: Wie bei jeder Social-Media-Kommunikation muss natürlich auch auf Instagram darauf geachtet werden, dass es sich dabei nicht um einen einseitigen Verkündungskanal handelt, in dem Bibliotheken ihre Bestände und Dienstleistungen bewerben können. Wer sich über Reaktionen wie Kommentare oder Herzen (Pendant zu »Gefällt mir« auf Facebook) für die eigenen Fotos freut, sollte auch daran denken, die gut gemachten oder inhaltlich interessanten Fotos anderer Nutzer mit einem Herz zu versehen. Gleiches gilt für Kommentare. Man zeigt sich als eine an Vernetzung interessierte Bibliothek, indem man auch ab und zu Kommentare zu Fotos von anderen schreibt. Das gilt im Besonderen für die Fotos der Bibliotheksnutzer, vor allem, wenn diese sich in ihren Bildern mit der Bibliothek auseinandersetzen. Hierbei zeigt sich, dass Social-Media-Kommunikation auch Teil des Beschwerdemanagements einer Bibliothek ist. Nachfragen der Nutzer zu auf Instagram vorgestellten Inhalten der Bibliothek sind immer auch ein Zeichen des Interesses und sollten natürlich zeitnah beantwortet werden.

 

Aktionen auf Instagram

Der Fotosharingdienst eignet sich hervorragend, Aktionen zu starten oder bei bestehenden mitzumachen. Mit gutem Beispiel und großem Erfolg geht hier die Stadtbibliothek Erlangen voran (auf Instagram: stabi_erlangen), die sich regelmäßig an #bookface beteiligt, und originelle Aufnahmen von Buchcovern postet, bei denen über das Cover des Buches hinaus Menschen passend zum Motiv gezeigt werden. Sehr zielführend ist so etwas auch ausstellungsbegleitend (siehe #EiszeitenHH zur aktuellen Ausstellung des Museums für Völkerkunde und des Helms Museums Hamburg). Als drittes Beispiel sei #StadtLandBild der Pinakotheken München genannt. Es ist relativ einfach, so eine Aktion ins Leben zu rufen, und die wachsenden Instagram-Communities vor Ort werden sich gerne daran beteiligen. Daran anknüpfend kann man natürlich auch ein sogenanntes Instameet organisieren, also die lokale Foto-Community zum realen Treffen in die Bibliothek einladen.

 

Technik-Tipps

Mit dem Dienst »ifttt« können Sie Ihre Instagram-Postings samt Vorschaubild auch auf Twitter zeigen. Über »Einstellungen/Verknüpfte Konten« auf Instagram können Sie das gleiche für Facebook erreichen. Das spart das manuelle Einstellen an mehreren Stellen. Die kostenlose App Repost (iOS & Android) hilft Ihnen, Fotos anderer in Instagram erneut zu teilen.

 

»Das Bibliothekaren bestens vertraute Prinzip der Verschlagwortung – nichts anderes sind Hashtags – ist extrem wichtig auf Instagram.«

 

Weiterführende Literatur zum Start

Vieles konnte hier nur angerissen werden, deshalb zum Abschluss noch folgende Lektüre-Empfehlungen: »10 Tipps für Instagram: So steigern Museen und Kulturinstitutionen ihre Reichweite« von Angelika Schoder und »Instagram als Marketing-Kanal: Die Positionierung ausgewählter Social-Media-Plattformen« von Manuel Faßmann und Christoph Moss (Springer 2016). Ansonsten gilt: einfach mal anfangen und sich von den hunderten Bibliotheken, die schon auf Instagram sind, inspirieren lassen. Man findet sie rasch über den Hashtag #Bibliothek. Wann kommt Ihre dazu?

Markus Trapp, geboren 1965 in Saarbrücken, ist Fachreferent für Erziehungswissenschaften und Sport an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, wo er für die Web-Öffentlichkeitsarbeit und die Social-Media-Kommunikation der Bibliothek zuständig ist. Studium der Hispanistik, Germanistik und Komparatistik an der Universität des Saarlandes, im Anschluss Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Hispanistik der Universität des Saarlandes. Von 2005 bis 2009 Mitarbeit am Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek cibera an der SUB Hamburg (Schwerpunkt: Integration von Web 2.0-Modulen), seit 2010 Stabsstelle Social Media und redaktionelle Verantwortung für mehrere Blogs und Wikis der SUB Hamburg. Seit 2014 Absolvent des berufsbegleitenden postgradualen Studiums der Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt Universität Berlin. – Kontakt: markus.trapp@sub.uni-hamburg.de

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