HdM Stuttgart weiht Neubau mit bibliothekarischem Fachsymposium ein

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Der Neubau der Hochschule der Medien mit der neuen Bibliothek. Foto: HdM/Christen 2014

 

Die Hochschule der Medien (HdM) hat ihren Neubau am Campus Vaihingen der Universität Stuttgart bezogen. Pünktlich zu Beginn des Wintersemesters 2014/2015 wurde das Gebäude mit einer Nutzfläche von 4630 Quadratmetern im September fertiggestellt.

Drei lange Jahre hat es gedauert vom Spatenstich bis zur feierlichen Eröffnung vor etwa einem Monat. Die Gesamtkosten des Neubaus inklusive der Erstausstattung belaufen sich nach HdM-Angaben auf 20 Millionen Euro. Am Freitag, 5. Dezember, und am Samstag, 6. Dezember feiert die Hochschule die Einweihung des neuen Gebäudes. Der Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement hat am Freitag ein Fachsymposium zum Thema „Perspektiven für Bibliotheks- und Informationsmanagement“ veranstaltet. Am Tag darauf können alle Interessierten den Neubau bei einem Tag der offenen Tür besichtigen.

Cornelia Vonhof, Prodekanin der Fakultät für Information und Kommunikation begrüßt, dass die HdM erstmals auf einen gemeinsamen Campus ziehen konnte, nachdem die Hochschule 2001 durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) sowie für Druck und Medien (HDM) entstanden ist. „Es ergibt sich hier eine Zusammenarbeit über die Fakultäten hinweg“, sagt Vonhof. 

Der neue Standort mit Büros, Hörsälen und Besprechungsräumen hat nicht nur ein modernes Design, sondern ist vor allem funktionell. Die Gebäude seien speziell für die Bedürfnisse einer Hochschule konzipiert worden, sagt Vonhof. Bis Juni war ein Teil der HdM noch in der Stuttgarter Wolframstraße ansässig. Im Gegensatz zum neuen Standort war die HdM dort jedoch in gewöhnlichen Bürogebäuden untergebracht, erläutert die Prodekanin die Vorzüge des Neubaus.

„Das Herzstück des Gebäudes und mein persönliches Highlight ist die neue Hochschulbibliothek, sagt Alexander Roos, Rektor der HdM. Diese erstreckt sich über zwei Etagen und soll mit individuellen Arbeitsplätzen sowohl für die Gruppen- als auch Einzelarbeit, Rückzugsmöglichkeiten und flexiblem Mobiliar eine angenehme Lern- und Aufenthaltsqualität bieten und damit allen Ansprüchen an eine moderne Bibliothek gerecht werden.

Während der erste Stock der Bibliothek für die Stillarbeit gedacht ist, befindet sich im zweiten Stock ein mobiler Lernbereich mit flexiblen Möbeln und Bildschirmen. „Das ist ein vergleichsweise lauter Raum“, sagt Vonhof. Die Bibliothek versuche dadurch aber einen Spagat, um sowohl Gruppen- als auch Stillarbeit zu ermöglichen.

 

Konzepte für die Bibliothek der Zukunft

Auch auf dem Fachsymposium wurden Konzepte für die Zukunft von Bibliotheken vorgestellt. „Innovation hat immer etwas mit Veränderung zu tun“, sagt Rob Bruijnzeels vom Ministry of Imagination der Niederlande. Veränderung sei notwendig, komplex, manchmal auch chaotisch, aber nie beängstigend.

Das Problem vieler Bibliotheken sei es, dass sie versuchen, das gleiche besser zu machen. „Wir modernisieren etwas, dass es nicht mehr gibt“, sagt Bruijnzeels. Die bessere Alternative sei es jedoch, Dinge anders zu machen.

Der klassische Arbeitsprozess in vielen Bibliotheken sei immer noch linear, Produktorientiert und passiv gewesen: Informationen werden gesammelt, erschlossen und verfügbar gemacht. In Zukunft sei es jedoch wichtig, dass Benutzer aktiver am Arbeitsprozess teilnehmen. Bruijnzeels spricht von einem zirkularen Prozess. So sollen die Bibliotheksnutzer inspiriert werden, sie sollen mit Hilfe der Bestände etwas neues schaffen und Ergebnisse anderen Nutzern zugänglich machen.

Viele Bibliotheken seien überdimensionierte Zettelkästen in denen alle Bücher gleichwertig angeordnet werden, sagt der Niederländer. „Immer noch werden hochmoderne Bibliotheken nach altem Muster gebaut.“ Wichtig sei es eine optimale Lernatmosphäre zu schaffen. In Bruijnzeels Heimat würden sich alle Neuerungen auf die Wohlfühlatmosphäre in der Bibliothek ausrichten.

 

30 Prozent mehr Nutzer in Gouda/Niederlande

Als Beispiel führt Bruijnzeels die Bibliothek in der 70.000 Einwohner-Stadt Gouda an. Dort überlegte man sich ein neues Konzept, nachdem die Subventionen für Bibliotheken in den Niederlanden um 30 Prozent gekürzt wurden. Um Kosten zu sparen, schloss man in Gouda alle Zweigstellen und errichtete eine neue Zentralbibliothek, die sogenannte „Chocoladefabriek“, die sich in einem alten Industriegebäude, einer ehemaligen Schokoladenfabrik befindet.

Nur auf etwa 30 Prozent der Fläche der Bibliothek befindet sich der Bestand. In den restlichen 70 Prozent sind individuell nutzbare Arbeitsplätze, eine Medien, eine Druck- und eine Kinderwerkstatt sowie ein Café. In dem alten Fabrikgebäude wurde zudem auf ein „industrielles Styling“ geachtet, wie Bruijnzeels es ausdrückt.

Die Bibliothek soll dadurch als physischer Ort, als Lern- und Lebenswelt etabliert werden. Der Erfolg gibt den verantwortlichen in Gouda bislang recht. Mehr als 1000 Besucher kommen täglich vorbei. Seit der Eröffnung im Februar wurden 250.000 Besucher gezählt. Das bedeutet eine Steigerung von 30 Prozent.

Auch die Bibliothek im HdM-Neubau in Stuttgart werde bislang gut genutzt, sagt Cornelia Vonhof. „Mein Eindruck ist, dass sich die Nutzung der Bibliothek deutlich erhöht hat.“ Konkrete Zahlen konnte sie bislang allerdings noch nicht nennen.  

 

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