Stadtbibliothek Stockholm tritt aus IFLA aus

Stadtbibliothekar Daniel Forsman über die Beweggründe und wie die Bibliothek dennoch weiter mit dem Weltverband zusammenarbeiten wird.
Das 1928 eingeweihte Hauptgebäude der Stadtbibliothek Stockholm.
Aufgrund der schweren Vorwürfen gegen die IFLA ist die Stadtbibliothek Stockholm Ende 2023 aus dem Weltverband ausgetreten. Eine Rückkehr zur IFLA ist aber nicht ausgeschlossen. Foto: ESM (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Biblioteca_Pública_d'Estocolm_(2019)_01.jpg), "Biblioteca Pública d'Estocolm (2019) 01", https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

 

Die Stadtbibliothek Stockholm ist ein langjähriges Mitglied der IFLA und teilt die Vision einer »starken und vereinten Bibliothekslandschaft als Triebkraft alphabetisierter, informierter und partizipativer Gesellschaften« (engl.: »A strong and united global library field powering literate, informed and participatory societies«). Als Organisation hat die IFLA eine einzigartige Position, um ihre Mission zu erfüllen, »das globale Bibliothekswesen zu inspirieren, zu engagieren, zu ermöglichen und zu verbinden«. Einer der Kernwerte der IFLA besteht darin, »allen Mitgliedern der Föderation zu ermöglichen, sich an ihren Aktivitäten zu beteiligen und davon zu profitieren, ohne Rücksicht auf Staatsbürgerschaft, Behinderung, ethnische Herkunft, Geschlecht, geografische Lage, Sprache, politische Philosophie, Rasse oder Religion«. Die Grundwerte der IFLA erfordern gegenseitiges Vertrauen zwischen den Mitgliedern und den verschiedenen Gremien der IFLA.

Der investigative Journalismus von Biblioteksbladet hat dazu beigetragen, schwerwiegende Probleme innerhalb der IFLA aufzudecken. Das Vorgehen des IFLA-Vorstands hat eine Vertrauenskrise ausgelöst, und als Mitglieder haben wir offen mehr Transparenz gefordert. Während der diesjährigen IFLA-Generalversammlung wurde ein Antrag des schwedischen Bibliotheksverbands mit überwältigender Unterstützung angenommen, der den IFLA-Vorstand (Governing Board) aufforderte, einen Plan vorzulegen, wie die IFLA transparenter werden kann. Seitdem wurde ein Plan zur Sicherung der Zukunft der IFLA vorgelegt, und die Maßnahmen sehen vielversprechend aus, wenn sie wie dargestellt durchgeführt werden.

 
»Wir sind zutiefst besorgt darüber, wie die IFLA versucht hat, den Verleger von Biblioteksbladet unter Druck zu setzen, die Recherchen zum Schweigen zu bringen.«

 

Wir sind zutiefst besorgt über die Androhung rechtlicher Schritte der IFLA gegen Biblioteksbladet. Wir sind auch zutiefst besorgt darüber, wie die IFLA versucht hat, den Verleger von Biblioteksbladet unter Druck zu setzen, die Recherchen zum Schweigen zu bringen. Die Grundprinzipien der IFLA unterstützen die Meinungs- und Pressefreiheit. Durch diese Maßnahmen verliert die IFLA an Glaubwürdigkeit und geht mit schlechtem Beispiel voran.

Es gibt nur sehr wenige Öffentliche Bibliotheken in Schweden, die eine eigene Mitgliedschaft in der IFLA haben, die meisten sind über den Schwedischen Bibliotheksverband angeschlossen. Die Stadtbibliothek Stockholm wird weiterhin über den Bibliotheksverband mit der IFLA zusammenarbeiten, hat jedoch beschlossen, ihre eigene Mitgliedschaft in der IFLA für 2023 nicht zu erneuern. Wir werden die Entwicklung genau beobachten und prüfen, ob die IFLA nachweisen kann, dass der vorgestellte Plan zur Sicherung der Zukunft in die Tat umgesetzt wurde und werden unsere Mitgliedschaft für 2024 überdenken.

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