»Bibliotheken nach vorn«: 30 Jahre Büchereiverein Schleswig-Holstein

Der Landesverband Bibliotheken SH feiert 30 Jahre, ein neues Haus in Rendsburg und eine starke Zukunft für das Bibliothekssystem.
Hans-Joachim Grote (Vorsitzender des Landesverbandes Bibliotheken SH), Dr. Dorit Stenke (Bildungsministerin Schleswig-Holstein) sowie Fiederike Sablowski und Oke Simons (Geschäftsleitung Bibliotheken SH), v.l.n.r.., Foto: Philipp Tonn

Der Büchereiverein Schleswig-Holstein, der jetzt Landesverband Bibliotheken SH heißt, begeht in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Ein Festakt bildete den feierlichen Rahmen für die Einweihung des neuen Hauses am Standort Rendsburg, das künftig alle Abteilungen der Dienstleistungszentrale Bibliotheken SH unter einem Dach vereint. 

»Der Landesverband Bibliotheken SH ist mit seiner Dienstleistungszentrale für das Bibliothekssystem im Land, das in seiner Struktur bundesweit einzigartig ist, von großer Bedeutung«, hob Hans-Joachim Grote anlässlich des Festakts zum Jubiläum hervor. Seit 1995 fördert und entwickelt der Verein das öffentliche Bibliothekswesen in Schleswig-Holstein mit dem Ziel einer flächendeckenden Medien- und Informationsversorgung aller Menschen im nördlichsten Bundesland. 

In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich die Rahmenbedingungen für Bibliotheken deutlich verändert. Längst sind sie mehr als nur Orte, an denen Bücher und andere Medien ausgeliehen werden. Bibliotheken sind Treffpunkte, Bildungsorte und kulturelle Zentren. Sie fördern Lesefähigkeit und Medienkompetenz, bieten Arbeits- und Lernräume, ermöglichen Begegnung, wirken der Vereinsamung im digitalen Zeitalter entgegen und eröffnen Chancen für lebenslanges Lernen. 

Als niedrigschwellige Einrichtungen stehen Bibliotheken allen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Hintergrund offen. Idealerweise stehen sie den Bürgerinnen und Bürgern als sogenannte Open Libraries auch über die personalbesetzten Öffnungszeiten hinaus als öffentlich zugängliche Räume zur Verfügung. 

Das Jubiläum ist für Hans-Joachim Grote nicht nur Anlass zurückzublicken, sondern auch künftige Herausforderungen zu benennen: »Die Digitalisierung entwickelt sich rasant weiter, und mit ihr verändern sich die Erwartungen an Bibliotheken. Neben dem Zugang zu Informationen gewinnen Fragen der Orientierung, Bewertung und Einordnung von Informationen an Bedeutung. Zugleich wird es immer wichtiger, Bibliotheken als Orte gesellschaftlicher Begegnung und demokratischer Kultur zu stärken. Sie sind Räume, in denen unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, miteinander ins Gespräch kommen und Zugang zu gesicherten Informationen finden.« 

Bildungsministerin Dorit Stenke erklärte in ihrem Grußwort: »Durch Ihre vielfältigen Angebote schaffen Sie offene, lebendige Räume zur Orientierung und Kommunikation. Sie fördern Lese-, Sprach- und Lernkompetenzen, unterstützen digitale Bildung und tragen zur sozialen Integration bei.« 

Mitte der 90er Jahre stand das Büchereiwesen in Schleswig-Holstein vor einer tiefgreifenden Neuordnung. Bis 1995 existierten in beiden Landesteilen zwei Vereine nebeneinander: Der »Deutsche Grenzverein« im Norden und der »Verein Büchereiwesen in Holstein« im Süden erfüllten jeweils für ihren Bereich die ihnen vom Land Schleswig-Holstein gestellte Aufgabe der Büchereiförderung. Außerdem waren die Bibliotheken der vier kreisfreien Städte separat und jede für sich organisiert. Die damalige Landesregierung beschloss, diese Zweiteilung zu beenden und die bisherigen Aufgaben zentral zu bündeln. 

Nach langen Verhandlungen kam es am 28.03.1995 schließlich zur Gründung des Büchereivereins Schleswig-Holstein e.V. Im Nachgang entstand aus den beiden Vorgängereinrichtungen die Büchereizentrale Schleswig-Holstein mit Sitz in Rendsburg und Flensburg, deren Zuständigkeitsgebiet alle Kreise des Bundeslands umfasste. 

Der neu gegründete Verein stand unter anderem vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Strukturen in den Landesteilen Holstein und Schleswig zusammenzuführen und aus zwei Büchereizentralen einen gemeinsamen Betrieb als Dienstleister für die öffentlichen Bibliotheken zu etablieren. 

In einem groß angelegten Rebranding-Prozess wurde bis Mitte 2025 eine neue zukunftsorientierte Strategie für den Büchereiverein Schleswig-Holstein erarbeitet, die eine Umbenennung mit sich brachte: Statt Büchereiverein und Büchereizentrale heißt es jetzt kurz und prägnant Bibliotheken SH. Der neue gemeinsame Name lenkt den Blick darauf, wofür der Landesverband Bibliotheken SH e.V. steht: Für die Förderung und Weiterentwicklung des schleswig-holsteinischen Bibliothekswesens. 

Mit dem Vereinsjubiläum wurde heute ein weiterer Meilenstein gefeiert: Die Einweihung des gemeinsamen neuen Hauses in Rendsburg, mit dem die vor 30 Jahren begonnene Zusammenführung nun auch räumlich vollendet ist. Unweit der Rendsburger Hochbrücke ist in einem ehemaligen Kornspeicher ein modernes Dienstleistungszentrum für die öffentlichen Bibliotheken im Land entstanden. 

Oke Simons, Direktor des Landesverbandes Bibliotheken SH, blickt optimistisch auf die nächsten Jahre: »Ein neuer Name, aktualisierte Förderkriterien rund um die Bibliotheksverträge, ein neues Fördermodell, das mit zusätzlichen Kennzahlen die Aufgabenbreite der Bibliotheken stärker berücksichtigt, und ein neues Haus, das alle Abteilungen der Dienstleistungszentrale Bibliotheken SH in einem Gebäude vereint, weisen in eine hoffnungsvolle Zukunft für die Qualität und Leistungsfähigkeit des schleswig-holsteinischen Bibliothekssystems«.

Informationen zum Landesverband Bibliotheken SH e.V.

Gemäß Artikel 9 Abs. 3 der Landesverfassung wird das Büchereiwesen in Schleswig-Holstein in gemeinsamer Verantwortung und gegenseitiger Verpflichtung vom Land, den Städten, Gemeinden und Kreisen getragen. In Schleswig-Holstein hat das Land die Aufgabe der Büchereiförderung dem Büchereiverein Schleswig-Holstein e.V. übertragen, der seit Mitte 2025 Landesverband Bibliotheken SH e.V. heißt. 

Der Landesverband Bibliotheken SH e.V. hat rund 130 Mitglieder. Als Mitglieder können dem Verein die Kreise, Städte, Gemeinden, der Deutsche Grenzverein und andere Einrichtungen, die eine öffentliche Stadtbücherei unterhalten oder dauerhaft finanziell fördern sowie Ämter, die einen Fahrbibliotheksvertrag abgeschlossen haben, beitreten. 

Der Landesverband Bibliotheken SH fördert und entwickelt gemäß seiner Satzung das öffentliche Büchereiwesen in Schleswig-Holstein mit dem Ziel einer flächendeckenden Medien- und Informationsversorgung der Bevölkerung in allen Teilen des Landes. Zu diesem Zweck schließt er mit seinen Mitgliedskommunen privatrechtliche Verträge ab, die für die öffentlichen Bibliotheken eine sachgerechte Ausstattung und eine kontinuierliche Finanzierung sicherstellen. 

Die Förderung erfolgt auf der Grundlage landesweit geltender auf Leistungszahlen basierender Förderkriterien. Ein Meilenstein für die Weiterentwicklung des Bibliothekssystems stellt die Einführung eines neuen Fördermodells dar. Die bisherige, stark auf Ausleihzahlen orientierte Förderung war nicht mehr zeitgemäß. Zukünftig wird die Multifunktionalität der Bibliotheken als Lern-, Kultur- und Aufenthaltsorte in der Förderung eine größere Rolle einnehmen. 

Bibliotheken SH unterstützt die Bibliotheken im Land mit einem breiten Dienstleistungsangebot unter anderem beim Bestandsmanagement, damit diese sich auf ihre Kernaufgaben im Rahmen von Leseförderung, Informations- und Medienkompetenzvermittlung und Demokratiebildung konzentrieren können. Der Zentralkatalog und die logistische Unterstützung durch einen effizienten Fahrdienst ergänzen das Dienstleistungsspektrum in der Literatur- und Medienversorgung. 

Die Leihverkehrs- und Ergänzungsbibliothek (LEB) fungiert als eine Art Zentralbibliothek für den ländlich geprägten Raum. Sie ermöglicht den öffentlichen Bibliotheken, spezialisierte Bestände, zum Beispiel Fachbücher oder Austauschbestände, wie die Bibliothek der Dinge oder Kamishibais, in ihr Angebot einzubinden. Über die LEB können selbst kleine Bibliotheken und Fahrbibliotheken ihren Nutzerinnen und ihren Nutzerinnen und Nutzern den Zugang zum wissenschaftlichen Leihverkehr gewähren. So erreichen Bibliotheken auch in kleinen Orten eine Qualität und Vielfalt in ihrem Angebot, die sonst nicht erreichbar wäre. 

Die 12 Fahrbibliotheken in Trägerschaft von Bibliotheken SH sind ein weiteres Markenzeichen des schleswig-holsteinischen Bibliothekssystems. Sie versorgen über 500 Gemeinden mit Bibliotheksdienstleistungen und sichern damit die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum.

Weitere Informationen unter www.bibliotheken-sh.de

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