Bibliotheken schaffen Freiräume für Meinungsfreiheit und Informationskompetenz

Bis zum 2. Juni findet der 8. Bibliothekskongress statt. Mehr als 2.800 Teilnehmende haben sich bereits angemeldet. Das Programm umfasst über 200 Veranstaltungen.
Endlich sieht man sich wieder, von Angesicht zu Angesicht und nicht via Videokonferenz - auf dem 8. Bibliothekskongress in Leipzig. Das letzte große Branchentreffen fand, wie hier zu sehen, 2019 ebenfalls in Leipzig statt. Foto (Archiv): PUNCTUM/Alexander Schmidt

Unter dem Motto #FreiräumeSchaffen ist heute der 8. Bibliothekskongress in Leipzig gestartet. Bis zum 2. Juni werden sich im Congress Center über 200 Vorträge, Diskussionen und Workshops mit aktuellen Herausforderungen und wichtigen Zukunftsfragen von Bibliotheken befassen. Dazu haben sich bisher mehr als 2.800 Teilnehmende angemeldet.

Eröffnungsveranstaltung am 31. Mai 2022

Offiziell eröffnet wurde der europaweit größte Fachkongress der Bibliotheksbranche im Beisein von Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke, sowie des Generalsekretärs der Hochschulrektorenkonferenz, Jens-Peter Gaul. Gemeinsam diskutieren sie mit der Präsidentin des bibliothekarischen Weltverbandes IFLA, Barbara Lison, und dem Direktor des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft in Kiel, Klaus Tochtermann, die Frage, was der Freiraum Bibliothek für die Gesellschaft, die Arbeitswelt, die digitale Transformation und für den öffentlichen Raum heute bedeutet.

„Angesichts der dramatischen Entwicklung in der Ukraine ist die Rolle von Bibliotheken als Garanten der Informationsfreiheit und als Orte zivilgesellschaftlicher Teilhabe wichtiger denn je: Bibliotheken schaffen einen Raum für demokratische Meinungsbildung, sie fördern die Partizipation am gesellschaftlichen Dialog und ermöglichen lebenslange Lernprozesse. Ohne die Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen können Bibliotheken diese Aufgaben aber nicht stemmen“, sagte Sabine Homilius, Präsidentin des veranstaltenden Dachverbandes Bibliothek & Information Deutschland in ihren einleitenden Worten.

Den Veranstaltern ist es gelungen, auch Bibliothekarinnen aus der Ukraine zum Kongress einzuladen. Sie werden am Mittwoch ab 16.30 Uhr zum Thema „Ukrainian libraries in wartime“ in Saal 1 berichten. Die Vorträge sind auch über den Live-Stream im Internet zu verfolgen.

#FreiräumeSchaffen

Das Motto des diesjährigen Bibliothekskongresses knüpft an das Themenjahr 2022 der Stadt Leipzig an: „Leipzig – Freiraum für Bildung“. Bibliotheken seien Freiräume für Bildung, sagt Susanne Metz, Direktorin der Leipziger Städtischen Bibliotheken: „Bibliotheken sind nicht nur Ort für einen selbstorganisierten Austausch, sie begleiten Menschen auch aktiv in verschiedenen Lebensphasen. Das fängt bei den Kita-Kindern an, die in der Kinderbibliothek erste Schritte in die Welt der Medien machen, über Unterstützung in Schule, Ausbildung und Beruf bis hin zu Seniorinnen und Senioren, die ihre digitale Kompetenz erweitern möchten.“ Die  Leipziger Bibliotheken bieten während des Kongresses ein Besichtigungsprogramm an. Auch die Stadt selbst kann auf geführten Spaziergängen und weiteren Veranstaltungen erkundet werden.

Ganz konkret wird das Motto #FreiräumeSchaffen im neuen Veranstaltungsformat #Freiraum22. Dort werden drei Tage lang neue Ideen, Projekte und unfertige Überlegungen aus der Bibliothekscommunity vorgestellt und diskutiert.

Schwerpunkt wissenschaftliches Publizieren

Ein Schwerpunktthema des Kongresses sind die Bedingungen des wissenschaftlichen Publizierens und des Forschungsdatenmanagements in Bibliotheken. Durch immer mehr datenbezogene Services zur Auffindbarkeit und Langzeitverfügbarkeit von wertvollen Forschungsdaten haben sich die Aufgaben von Bibliotheken in den vergangenen Jahren stark verändert. Bibliotheken ebenso wie deutschlandweit agierende Fachinformationsdienste tragen vermehrt zu einer nationalen Forschungsdateninfrastruktur bei. Darüber hinaus unterstützen sie ihre Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Beratungsangeboten für Forschende, bei der Verwaltung von hochschulweiten Publikationsfonds sowie bei den Verhandlungen von Rahmenverträgen für das Open-Access-Publizieren. Damit tragen sie zur Verbesserung der Sichtbarkeit und Zugänglichkeit wichtiger Forschungsergebnisse bei.

„Wir sehen, dass die Bereitstellung von gesicherten und faktenbasierten Informationen immer wichtiger wird. Ohne Bibliotheken können die Bereitstellung, Erschließung, Speicherung und die Auffindbarkeit von Daten und wissenschaftlichen Informationen nicht qualitativ gesichert erfolgen”, so die Vorsitzende des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB), Anke Berghaus-Sprengel. „Wir brauchen daher Kooperationen, um Standards für den Austausch und die Nachnutzung von Daten verschiedener Fachdisziplinen zu entwickeln. Zugleich müssen wir den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen dauerhaft niedrigschwellig im Open Access ermöglichen. Der gemeinsame Aufbau verteilter Infrastrukturen ist aber sowohl logistisch als auch finanziell eine große Herausforderung und muss, wenn die Nutzbarkeit nachhaltig sein soll, in den nächsten Jahren verbindlich geregelt werden.“

Programm

An drei Tagen finden insgesamt 204 Vorträge, Workshops, Diskussionen und Austauschformate statt. Rund 40 Veranstaltungen werden gestreamt, darunter eine Podiumsdiskussion zur Serviceentwicklung in Bibliotheken nach Corona („Was bleibt? – New Services“, 01.06.2022, 11:15-12:30 Uhr, Saal 1), die Vorträge „Ukrainian libraries in wartime“, 01.06.2022 um 16:30 Uhr in Saal 1, und „Perspektiven der Open-Access-Transformation“, 02.06.2022, 9:00-11:05 Uhr in Saal 1, sowie eine Veranstaltung zur smarten Bibliothek („Bibliotheken – clever und smart“, 02.06.2022, 15:30-17:00 Uhr, Saal 2).

Partnerland Tschechien

Partnerland ist in diesem Jahr die Tschechische Republik. Sie ist mit einer Delegation vor Ort und wird die Fachtagung mit Vorträgen und Diskussionsbeiträgen bereichern. Die Präsenz Tschechiens beim Kongress bildet den Auftakt einer dreijährigen Partnerlandphase zwischen Deutsch­land und Tschechien, in der die Kontakte und der fachliche Austausch beider Länder nachhaltig vertieft werden sollen.

Das Kongressprogramm kann hier abgerufen werden.

Über den Bibliothekskongress Leipzig

Der Kongress ist der größte nationale Fachkongress der Bibliotheksbranche in Europa und wichtiger Treffpunkt für Fachbesucherinnen und -besucher aus dem In- und Ausland. Er findet alle drei Jahre im Congress Center Leipzig (CCL) statt. Der Bibliothekskongress wird vom Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID) veranstaltet und zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden, dem Berufsverband Information Bibliothek (BIB), dem Deutschen Bibliotheksverband (dbv) sowie dem Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare  (VDB) organisiert. Neben der Fachtagung findet eine Fachausstellung statt, auf der Anbieter ihre Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen vorstellen. Weitere Informationen unter: www.bid-kongress-leipzig.de

 

Über Bibliothek & Information Deutschland (BID)

Bibliothek & Information Deutschland (BID) ist der Dachverband der Institutio­nen- und Personalverbände des Bibliothekswesens und zentraler Einrichtungen der Kulturförderung in Deutschland. BID vertritt deren Gesamtinteressen auf nationaler und europäischer Ebene sowie in internationalen Gremien.

 

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