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BIB stimmt gegen IFLA-Kongress in Dubai

Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) stimmt beim IFLA-Referendum über die Austragung des bibliothekarischen Weltkongresses WLIC 2024 gegen Dubai.
Skyline von Dubai bei Nacht. Zu sehen ist der Fuß des Burj Khalifa in der Bildmitte. 2024 soll in der Wüstenmetropole der World Library and Information Congress (WLIC) der IFLA stattfinden.
Klare Entscheidung: Der BIB stimmt beim IFLA-Referendum über die Austragung des bibliothekarischen Weltkongresses WLIC 2024 gegen Dubai. Foto: Aleksandar Pasaric – pexels.com

 

Wie der BIB mitteilt, hat sich der Vereinsausschuss in einer außerordentlichen Sitzung am 26. Juli »mit starker Mehrheit« gegen Dubai als Austragungsort des World Library and Information Congress (WLIC) 2024 entschieden. Der BIB ist damit nach dem Deutschen Bibliotheksverband (dbv) der zweite große deutsche Verband, der gegen den WLIC 2024 in Dubai votiert. Der dbv hatte seine Entscheidung damit begründet, dass das Ausrichtungsland versuche, sich politisch in das Programm des Kongresses einzumischen.

Nach der massiven Kritik an der Vergabe des WLIC 2024 nach Dubai hat der IFLA-Vorstand ein Referendum unter allen IFLA-Mitgliedern angesetzt. Das Ergebnis des Referendums soll es dem Vorstand ermöglichen, eine fundiertere Entscheidung über den Austragungsort des Kongresses 2024 zu treffen. Allerdings hat die IFLA-Führung bereits angekündigt, dass das Referendum nur beratenden Charakter habe, es handle sich nicht um eine verbindliche Abstimmung. Das Referendum läuft noch bis zum 2. August. Das Ergebnis soll am 23. August beim diesjährigen IFLA-Weltkongress in Rotterdam vorgestellt werden.

BIB übt scharfe Kritik

Der BIB hatte bereits Ende Juni die Entscheidung des IFLA-Vorstands, den Weltkongress 2024 in Dubai auszutragen, deutlich kritisiert. In seiner Stellungnahme heißt es:

»Der deutsche Berufsverband Information Bibliothek verurteilt die Entscheidung des Governing Board der IFLA, den WLIC 2024 in Dubai durchzuführen aufs Schärfste. Der Verband wird dort nicht offiziell vertreten sein und wir unterstützen keine Reisen unserer Mitglieder.

Wir begrüßen außerordentlich, für den Weltkongress bewusst Regionen und Orte zu wählen, an welchen noch kein WLIC stattgefunden hat. Bei der Wahl der Orte ist jedoch genauso wichtig, dies auf Basis der grundlegenden IFLA-Werte vorzunehmen.

Dubai ist kein demokratisches und freies Land, und insbesondere die Einhaltung grundlegender Menschenrechte, sei es in Bezug auf Frauen oder auf Mitglieder der LGBTQ+ Gemeinschaft, ist nicht gewährleistet – die Durchführung der WLIC 2024 steht in nicht vereinbarem Gegensatz zum Core Value 4 der IFLA.

Der BIB teilt die Bedenken und Befürchtungen der LGBTQ+ Users Special Interest Group (SIG).

Wir fordern das Governing Board auf, diese Entscheidung zu überdenken und rückgängig zu machen, und rufen alle Mitgliedsverbände der IFLA, und insbesondere die Verbände und Partner in Deutschland auf, unsere Position zu unterstützen.

Wir setzen uns ein für eine weltoffene und diverse Gesellschaft mit freiem Zugang zu Information und Literatur.«

Zweite IFLA-Krise in kurzer Zeit

Mit der Entscheidung, den WLIC 2024 nach Dubai zu vergeben, hat der IFLA-Vorstand den bibliothekarischen Weltverband innerhalb kurzer Zeit in eine zweite Krise gestürzt. Bereits Ende vergangenen Jahres sah sich die IFLA-Spitze schweren Vorwürfen ausgesetzt: toxische Arbeitsatmosphäre in der IFLA-Geschäftsstelle, Drohungen, Erniedrigungen, Unterdrückung abweichender Meinungen bis hin zur Verhinderung medialer Berichterstattung. BuB berichtete in der Januarausgabe 2023 ausführlich über die Vorfälle. Im Zuge der Aufarbeitung des Skandals musste der IFLA-Generalsekretär Gerald Leitner seinen Posten räumen.

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