Zwei Vormittage zur Stärkung der demokratischen Haltung

Der 28. BIB-Sommerkurs »Demokratiearbeit in der Bibliothek« vermittelte Impulse zur Förderung demokratischer Bildungsformate.
Die diesjährige Wahl des Themas Demokratiearbeit knüpft an das Positionspapier »Klare Kante« an, das der BIB 2019 veröffentlichte und 2024 aktualisierte. Foto: VRD - stock.adobe.com

Online, produktiv, werteorientiert – so lautete die Devise des diesjährigen Sommerkurses des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB), der am Montag, den 11., und Dienstag, den 12. August, jeweils vormittags stattfand. Unter dem Motto »Demokratiearbeit in der Bibliothek« bot das Online-Seminar ein dichtes Programm zur Stärkung der Berufsethik und zur Förderung demokratischer Bildungsformate in Bibliotheken.

Der Kurs war modular aufgebaut und schärfte in konzentrierten Einheiten das Bewusstsein für demokratische Verantwortung. Ziel war es, die Teilnehmenden zu befähigen, selbst demokratieorientierte Formate zu entwickeln und durchzuführen. Die Aufteilung auf zwei Tage ermöglichte es, Wissen zunächst aufzunehmen, über Nacht zu reflektieren und am Folgetag in praxisnahen Diskussionen weiterzuentwickeln.

Impulse aus unterschiedlichen Blickwinkeln

Volker Siefert: Öffentlichkeit und Gatekeeper im digitalen Zeitalter  

Den Auftakt bildete der Austausch mit dem Journalisten Volker Siefert von Hessischen Rundfunk. Im Zentrum seines Beitrags stand die Frage, wie sich Öffentlichkeit im Zeitalter der Techgiganten verändert? Wer sind heute die eigentlichen Gatekeeper? Und welche Rolle spielen Algorithmen in der Aufmerksamkeitsökonomie? Siefert zeigte auf, dass es gerade im Bereich der Demokratiearbeit oft schwierig ist, Veranstaltungen sichtbar zu platzieren – und dennoch ist es lohnenswert. 
Sein optimistisches Fazit: Bereits fünf Prozent engagierter Akteure genügen, um Veränderungen anzustoßen. Für Bibliotheken heißt das: Jede Initiative kann Wirkung entfalten!
 

Arbeitsgruppe »Medien an den Rändern«: Vielfalt leben – Konflikte aushalten
  
Anschließend führte die BIB-Arbeitsgruppe (AG) »Medien an den Rändern« durch ihr Modul. Drei Referentinnen stellten die Tätigkeiten der AG vor und gaben thematische Impulse, bevor die Teilnehmenden in Kleingruppen praxisnahe Szenarien bearbeiteten: »Wie reagieren wir auf Anfragen besorgter Bürger/-innen?« oder gar »Wie gehen wir mit offen extremistischen Störungen bei Veranstaltungen um?« Dieser interaktive Teil erwies sich als besonders wertvoll, weil er konkrete Handlungsstrategien aufzeigte – vom souveränen Umgang mit Kritik bis hin zur klaren Abgrenzung gegenüber extremistischen Positionen.


Wouter Bernhardt: »Falafel und Waffel« oder doch »Plauderei mit Eis«?

Wouter Bernhardt von der »Initiative offene Gesellschaft« (IoG) koordiniert den »Tag der offenen Gesellschaft« (TdoG). Er stellte zum einen die Kooperation der Initiative mit dem BIB vor und zum anderen den TdoG an sich. Dabei zeigte er vielfältige Möglichkeiten und Unterstützungsmaterialien der IoG. Wichtig war ihm dabei, dass Bibliotheken beim Veranstaltungsmanagement in diesem Bereich Pullfaktoren der Zielgruppen erarbeiten, die sie erreichen wollen. Da es beim TdoG darum geht ins Gespräch zu kommen, können dies Speisen und Getränke sein, aber auch andere Partner, die für die Zielgruppe interessant sind. In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden Kampagnen für unterschiedliche Zielgruppen, teils schon mit griffigen Slogans.


Prof. Tom Becker: Zwischen Bauchgefühl und strategischer Planung 

Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Prof. Tom Becker, Direktor der Stadtbibliothek Hannover. In seinem Beitrag gab er Einblicke in das Partnerschaftsmanagement von Bibliotheken. Zielgruppen und Stakeholder gezielt zu erschließen und langfristig zu pflegen sei entscheidend, um Bibliotheken als demokratische Orte zu verankern. Neben zahlreichen Praxisbeispielen bot die Einheit auch Raum für die Erfahrungen der Teilnehmenden, die aus ihren eigenen Einrichtungen berichteten. Becker betonte, dass erfolgreiche Demokratiearbeit stets das Zusammenspiel von intuitivem Handeln und strategischer Planung erfordert. 


Yvonne Fischer: Von der Graswurzelbewegung zur Blumenwiese  

Unter dem Titel »Demokratische Veranstaltungsarbeit in Bibliotheken – wieso, warum und wie?« führte Yvonne Fischer, Leiterin der Stadtteilbibliothek Köln-Porz, in konkrete Veranstaltungsformate ein. Sie zeigte, wie Demokratiearbeit klein beginnen und organisch wachsen kann: von niedrigschwelligen Angeboten bis hin zu Veranstaltungen, die in größere Initiativen wie den »Tag der offenen Gesellschaft« eingebunden sein können. Klar wurde: Demokratiebildung kann schon dort ansetzen, wo erklärt wird, wie Wahlen funktionieren. Ihre Beispiele machten deutlich, dass Bibliotheken auch im Kleinen einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung leisten können.

Haltung mit Kontinuität – ein Kurs mit klarem Wertefundament

Die diesjährige Wahl des Themas Demokratiearbeit knüpft an das Positionspapier »Klare Kante« an, das der BIB 2019 veröffentlichte und 2024 aktualisierte. Darin bekennt sich der Verband unmissverständlich zu einer offenen Gesellschaft und gegen jede Form von Extremismus, Diskriminierung und Demokratiefeindlichkeit. Der Sommerkurs übertrug diese Grundsätze in die konkrete Praxis des Bibliotheksalltags.

Dominic Funk, Karin Langenkamp

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