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ekz-Gruppe auf Expansionskurs

Die ekz.bibliotheksservice GmbH expandiert weiter. Geschäftsführer Jörg Meyer zeigte sich beim Pressegespräch 2016 in Reutlingen mit der Entwicklung zufrieden.

 

Die ekz.bibliotheksservice GmbH expandiert weiter. Nachdem der Reutlinger Bibliotheksdienstleister 2015 die restlichen 49 Prozent an der divibib GmbH übernahm, hat er 2016 mit einer eigenen Bibliotheksmanagement-Software nachgelegt: Die LMSCloud GmbH, an der die ekz Mehrheitsbeteiligter ist, ergänzt das Angebot der ekz um ein gehostetes webbasiertes Bibliothekssystem. ekz-Geschäftsführer Jörg Meyer zeigte sich beim jährlichen Pressegespräch in Reutlingen mit der Entwicklung der Unternehmensgruppe zufrieden: »Damit bieten wir einen weiteren zentralen Servicebereich für Bibliotheken an.«

Der Markt für Bibliotheksysteme ist eigentlich gut besetzt. Dass die ekz hier dennoch einsteigt, hat laut Meyer vor allem einen Grund: »Das wettbewerbliche Umfeld in diesem Segment ist nicht sehr innovativ.« Bei der Integration von elektronischen ekz-Angeboten in gängige Softwaresysteme sei man immer wieder an Grenzen gestoßen. Diese Hürde umgeht man mit dem eigenen Angebot für eine gehostete Bibliothekssystemlösung auf Basis der Community-Version des Open-Source-Bibliothekssystems Koha. 

Eine der geplanten Funktionen: Der Bibliotheksnutzer kann sich im System nicht nur die Medien, die in der Bibliothek verfügbar sind, anzeigen lassen, sondern alle lieferbaren Titel – und damit seiner Bibliothek auch einen Leihwunsch außerhalb des Bestandes mitteilen. Gegebenenfalls kann dieser Leihwunsch direkt an die ekz übermittelt werden. Dort wird das Medium dann ausleihfertig vorbereitet und direkt an den Bibliothekskunden gesendet, die jeweilige Bibliothek bekommt gleichzeitig den fertigen Datensatz – mit Status »ausgeliehen«. Andreas Mittrowann, Bibliothekarischer Direktor der ekz, erklärte: »Eine Bibliothek könnte beispielsweise zehn Prozent ihres Medieneinkaufs auf diese kundenfreundliche Weise erledigen.« Für die Bibliothek entstünden keinerlei Verwaltungsarbeit und kein Aufwand für die Einarbeitung der neuen Medien.

Das webbasierte integrierte Bibliothekssystem steht Bibliotheken ohne Lizenzkosten und ohne eigenen Aufwand für Installation und Wartung zur Verfügung. Damit liege eine ausgereifte, weil bereits seit vielen Jahren von großen und kleinen Bibliotheken genutzte Software vor. Der Bibliothekarische Direktor sagte: »Das Interesse bei den Bibliotheken ist groß. Wir erwarten zum Jahreswechsel bereits die ersten Kunden.«

Umsatz der ekz steigt um drei Prozent

Während die Entwicklung in den bibliothekarischen Bereichen der ekz rund läuft, wurde im noch relativ jungen Mediengeschäft mit Endkunden im vergangenen Jahr eine Korrektur vorgenommen. ekz-Chef Meyer erklärte dazu: »Beim Eintritt in diesen Markt haben wir die starke Bindung von Hard- und Software, das heißt von E-Book-Readern und zugehörigen Verkaufsportalen, unterschätzt.« Das ekz-Portal sofortwelten.4readers erhielt deshalb 2015 eine neue Technologie-Plattform und wurde in die Sparte divibib integriert. Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Geschäftsfelds, so ergänzte Mittrowann, sei für die ekz noch relativ gering. Man gewinne aus diesem Markt aber wichtige Erkenntnisse für den Medienverkauf an Bibliotheken.

Firmenchef Meyer räumte ein: »Die Investition bei sofortwelten.4readers verbunden mit gesetzlich vorgeschriebenen Zuführungen zu den Pensionsrückstellungen haben das Geschäftsergebnis im vergangenen Jahr etwas getrübt.« Bereinige man das Ergebnis jedoch um diese beiden Sondereffekte, habe man gegenüber 2014 mit 4,6 Millionen Euro vor Steuern ein Plus von knapp 20 Prozent erzielt. Der Umsatz der Firmengruppe sei im selben Zeitraum um 3 Prozent auf 56 Millionen Euro gestiegen.

Und auch für das laufende Jahr stünden die Zeichen gut. Meyer: »Bereits im ersten Halbjahr liegt das Umsatzplus bei rund 5 Prozent. Wir erwarten also eine stabile und positive Geschäftsentwicklung für 2016.« Mit dazu beitragen soll weiterhin eine enge Kundenbindung. »Wir veranstalten regelmäßig Workshops in Reutlingen und sind auch häufig bei den Bibliotheken vor Ort«, führte Meyer aus. Nicht zuletzt dieser Service habe dazu geführt, dass die 500 in der jüngsten Online-Befragung eingefangenen Kundenrückmeldungen eine Durchschnittsnote von 1,8 ergaben. Meyer: »Das ist eine gute Ausgangsposition.«

Langer Atem notwendig

In manchen Geschäftsfeldern ist ein langer Atem notwendig, so zum Beispiel bei der Etablierung der Open Library in Deutschland. Der von der ekz-Tochter EasyCheck in Hamburg-Finkenwerder Ende 2014 installierte Prototyp einer vollautomatischen Bibliothek hat bisher lediglich einen Nachahmer gefunden: In Norderstedt (Zweigstelle Glashütte) wird nun die zweite Open Library Deutschlands an den Start gehen. Auch bei der Erweiterung des Medienangebots in der Onleihe müssen dicke Bretter gebohrt werden. Da Bibliotheken hier nicht wie bei gedruckten Medien ein gesetzliches Verleihrecht haben, müssen mit jedem Verlag einzeln Lizenzen ausgehandelt werden. Ein mühsames Geschäft, bei dem es dennoch immer wieder Erfolgsmeldungen gibt: Zuletzt gelang es der divibib mit den beiden Verlagsgruppen Holtzbrinck und Bonnier zwei wichtige Anbieter für die Onleihe zu gewinnen. Mittrowann ist zuversichtlich, dass es hier zu weiteren Verbesserungen kommen wird, fordert aber gleichzeitig eine gesetzliche Regelung der Ausleihe für elektronische Bücher, die für Autoren, Verlage und Bibliotheken tragbar ist.

Trotz aller Anstrengungen bei der Onleihe zeigt sich auch bei der ekz, dass der ganz große digitale Hype vorbei ist. Die enormen Wachstumsraten schwächen sich ab. Der Umsatzanteil digitaler Medien bei der ekz-Gruppe liegt derzeit bei rund 8 Prozent. Damit macht die ekz dieselben Erfahrungen, wie der Buchhandel insgesamt: Der Verkauf gedruckter Medien steigt wieder an, vor allem auch im Kinder- und Jugendbereich. Die leichte Zunahme bei Bibliotheken im digitalen Bereich, so Mittrowann, ginge in der Regel nicht mehr zu Lasten des gedruckten Buches, sondern eher zu Lasten von Non-Books wie CDs und DVDs. Die ekz will dieser Entwicklung im laufenden Jahr Rechnung tragen und nach längerer Zeit erstmals wieder die Investitionen für Effizienzsteigerungen im physischen Medienbereich erhöhen. Meyer betonte: »Das wird unser Kerngeschäft bleiben.«

Die ekz-Gruppe umfasst die ekz.bibliotheksservice GmbH, die divibib GmbH, die EasyCheck GmbH & Co. KG, die NORIS Transportverpackung GmbH sowie die LMSCloud GmbH und beschäftig insgesamt 280 Mitarbeiter.

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