Wissenschaftliche Einrichtungen beenden Kooperationen mit Russland

Viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten ukrainischen Studierenden und Forschenden Unterstützung an. Die Zusammenarbeit mit Russland geht nicht weiter.
Die TIB in Hannover, die weltweit größte Spezialbibliothek für Technik und Naturwissenschaften hat Kooperationen mit russischen Partnerinnen und Partnern jetzt eingestellt. Ukrainischen Forschenden wird die Möglichkeit geboten, als Gastforscherinnen und -forscher an der TIB zu arbeiten. Foto: TIB/C. Bierwagen

 

Immer mehr Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen stellen die Zusammenarbeit mit Russland in Folge des russischen Einmarsches in der Ukraine ein.

So hat Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer die Hochschulen im Land am Wochenende aufgerufen, alle bestehenden Beziehungen zur Russischen Föderation und zu russischen Einrichtungen umgehend kritisch zu prüfen und, soweit menschlich und völkerrechtlich vertretbar, auszusetzen. Das teilte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg mit. »Menschenrechte, Freiheit und Frieden sind Grundlagen von Wissenschaft und Forschung. Werden diese derart grundsätzlich infrage gestellt, wie derzeit von dem russischen Präsidenten, kann dies auch in dem Wissenschaftsaustausch nicht folgenlos bleiben«, schrieb Bauer am vergangenen Sonntag an die Hochschulen. Forschungsgelder sollten der Russischen Föderation und russischen Einrichtungen demnach nicht mehr zu Gute kommen und derzeit keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden, so Bauer weiter. Neue Kooperationsprojekte sollten bis auf Weiteres nicht initiiert werden.

Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Kooperationen eingefroren

Auch die Allianz der Wissenschaftsorganisationen empfiehlt, dass wissenschaftliche Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres eingefroren werden, dass deutsche Forschungsgelder Russland nicht mehr zu Gute kommen und dass keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden. Neue Kooperationsprojekte sollten aktuell nicht initiiert werden. In der Allianz der Wissenschaftsorganisationen sind die Hochschulrektorenkonferenz, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die Leopoldina und der Wissenschaftsrat zusammengeschlossen.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen teilte weiter mit, dass die in ihr verbundenen Organisationen seit langem vielfältige und fruchtbare wissenschaftliche Kooperationen mit ihren Partnern in der Ukraine unterhalte. Ihnen gelte in diesem Moment die uneingeschränkte Solidarität. Man sei fest entschlossen, die Kontakte und die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Partnern auf allen Ebenen fortzusetzen, beim Studierendenaustausch ebenso wie in der Förderung bilateraler Forschungsprojekte und beim Aufbau sowie in der Nutzung wissenschaftlicher Infrastrukturen. Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die als Folge der russischen Aggression ihr Land verlassen müssen, wollen die Mitgliedsorganisationen im Rahmen umfassender Hilfsprogramme Unterstützung anbieten.

TIB Hannover: Hilfe für Ukrainische Forschende

Bereits am vergangenen Freitag gab die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover bekannt, alle Kooperation mit russischen Partnerinnen und Partnern zu stoppen. Ukrainischen Forscherinnen und Forschern biete man Hilfe an.

TIB-Direktor Sören Auer zeigte sich erschüttert über den Krieg in der Ukraine: »Persönlich und als Direktor der TIB verurteile ich zutiefst den von Russland begonnenen Krieg gegen den friedlichen, demokratischen Nachbarn Ukraine. Als TIB werden wir alle Kooperationen mit russischen Partner:innen einstellen. Ukrainischen Forscher:innen und Mitgliedern der Bibliotheksgemeinschaft bieten wir gerne Schutz als Gastforscher:innen an der TIB.«

Österreich: FH Burgenland stellt Zusammenarbeit mit Russland ein

In Österreich stellen Hochschulen ebenfalls die Zusammenarbeit mit Russland ein. Die FH Burgenland teilte mit, dass sie mit ihren Möglichkeiten die internationalen Sanktionen gegen Russland unterstütze. Alle ihre Austauschprogramme mit  Russland sollen ausgesetzt werden. Zudem ersuche man alle Hochschulangehörigen, sich in Hilfsprogrammen für die Bevölkerung in der Ukraine und für Flüchtlinge aus der Ukraine zu engagieren.

Die FH Burgenland habe sich seit ihrem Bestehen dafür eingesetzt, internationale Beziehungen in die Russische Föderation für grenzüberschreitende Begegnungen von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aufzubauen und zu pflegen, so die Hochschulleitung. Man habe diese Bemühungen auch als einen Beitrag für eine friedliche Entwicklung in Europa verstanden. Der Überfall auf die Ukraine durch Russland breche Völkerrecht und koste vielen Menschen das Leben. Dies verurteile man scharf und beteilige sich an Sanktionen – mit den Möglichkeiten der Hochschule.

Gleichzeitig werde man jedoch über die bestehenden Kanäle zu Professor/-innen und Kolleginnen und Kollegen an russischen Universitäten versuchen, diese bei ihrem zivilen Widerstand gegen das Putin-Regime zu unterstützen, mit Informationen internationaler Medien zu versorgen und Zugänge zu Berichten und Kommentaren aus Österreich und der Europäischen Union zu ermöglichen.

Mit den insgesamt zwölf ukrainischen Studierenden der Hochschule und mit weiteren Studierenden mit ukrainischen Wurzeln und Verwandten habe man bereits versucht, persönlich Kontakt aufzunehmen – einerseits, um Solidarität auszudrücken und andererseits um konkrete Hilfe oder psychologische Unterstützung anzubieten. Zudem werde die FH Burgenland alle studienrechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Studierenden aus der Ukraine in dieser traumatisierenden Situation eine Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen.

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