Der Büchereiverein Schleswig-Holstein, der jetzt Landesverband Bibliotheken SH heißt, begeht in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Ein Festakt bildete den feierlichen Rahmen für die Einweihung des neuen Hauses am Standort Rendsburg, das künftig alle Abteilungen der Dienstleistungszentrale Bibliotheken SH unter einem Dach vereint.
»Der Landesverband Bibliotheken SH ist mit seiner Dienstleistungszentrale für das Bibliothekssystem im Land, das in seiner Struktur bundesweit einzigartig ist, von großer Bedeutung«, hob Hans-Joachim Grote anlässlich des Festakts zum Jubiläum hervor. Seit 1995 fördert und entwickelt der Verein das öffentliche Bibliothekswesen in Schleswig-Holstein mit dem Ziel einer flächendeckenden Medien- und Informationsversorgung aller Menschen im nördlichsten Bundesland.
In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich die Rahmenbedingungen für Bibliotheken deutlich verändert. Längst sind sie mehr als nur Orte, an denen Bücher und andere Medien ausgeliehen werden. Bibliotheken sind Treffpunkte, Bildungsorte und kulturelle Zentren. Sie fördern Lesefähigkeit und Medienkompetenz, bieten Arbeits- und Lernräume, ermöglichen Begegnung, wirken der Vereinsamung im digitalen Zeitalter entgegen und eröffnen Chancen für lebenslanges Lernen.
Als niedrigschwellige Einrichtungen stehen Bibliotheken allen Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Hintergrund offen. Idealerweise stehen sie den Bürgerinnen und Bürgern als sogenannte Open Libraries auch über die personalbesetzten Öffnungszeiten hinaus als öffentlich zugängliche Räume zur Verfügung.
Das Jubiläum ist für Hans-Joachim Grote nicht nur Anlass zurückzublicken, sondern auch künftige Herausforderungen zu benennen: »Die Digitalisierung entwickelt sich rasant weiter, und mit ihr verändern sich die Erwartungen an Bibliotheken. Neben dem Zugang zu Informationen gewinnen Fragen der Orientierung, Bewertung und Einordnung von Informationen an Bedeutung. Zugleich wird es immer wichtiger, Bibliotheken als Orte gesellschaftlicher Begegnung und demokratischer Kultur zu stärken. Sie sind Räume, in denen unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, miteinander ins Gespräch kommen und Zugang zu gesicherten Informationen finden.«
Bildungsministerin Dorit Stenke erklärte in ihrem Grußwort: »Durch Ihre vielfältigen Angebote schaffen Sie offene, lebendige Räume zur Orientierung und Kommunikation. Sie fördern Lese-, Sprach- und Lernkompetenzen, unterstützen digitale Bildung und tragen zur sozialen Integration bei.«
Mitte der 90er Jahre stand das Büchereiwesen in Schleswig-Holstein vor einer tiefgreifenden Neuordnung. Bis 1995 existierten in beiden Landesteilen zwei Vereine nebeneinander: Der »Deutsche Grenzverein« im Norden und der »Verein Büchereiwesen in Holstein« im Süden erfüllten jeweils für ihren Bereich die ihnen vom Land Schleswig-Holstein gestellte Aufgabe der Büchereiförderung. Außerdem waren die Bibliotheken der vier kreisfreien Städte separat und jede für sich organisiert. Die damalige Landesregierung beschloss, diese Zweiteilung zu beenden und die bisherigen Aufgaben zentral zu bündeln.
Nach langen Verhandlungen kam es am 28.03.1995 schließlich zur Gründung des Büchereivereins Schleswig-Holstein e.V. Im Nachgang entstand aus den beiden Vorgängereinrichtungen die Büchereizentrale Schleswig-Holstein mit Sitz in Rendsburg und Flensburg, deren Zuständigkeitsgebiet alle Kreise des Bundeslands umfasste.
Der neu gegründete Verein stand unter anderem vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Strukturen in den Landesteilen Holstein und Schleswig zusammenzuführen und aus zwei Büchereizentralen einen gemeinsamen Betrieb als Dienstleister für die öffentlichen Bibliotheken zu etablieren.
In einem groß angelegten Rebranding-Prozess wurde bis Mitte 2025 eine neue zukunftsorientierte Strategie für den Büchereiverein Schleswig-Holstein erarbeitet, die eine Umbenennung mit sich brachte: Statt Büchereiverein und Büchereizentrale heißt es jetzt kurz und prägnant Bibliotheken SH. Der neue gemeinsame Name lenkt den Blick darauf, wofür der Landesverband Bibliotheken SH e.V. steht: Für die Förderung und Weiterentwicklung des schleswig-holsteinischen Bibliothekswesens.
Mit dem Vereinsjubiläum wurde heute ein weiterer Meilenstein gefeiert: Die Einweihung des gemeinsamen neuen Hauses in Rendsburg, mit dem die vor 30 Jahren begonnene Zusammenführung nun auch räumlich vollendet ist. Unweit der Rendsburger Hochbrücke ist in einem ehemaligen Kornspeicher ein modernes Dienstleistungszentrum für die öffentlichen Bibliotheken im Land entstanden.
Oke Simons, Direktor des Landesverbandes Bibliotheken SH, blickt optimistisch auf die nächsten Jahre: »Ein neuer Name, aktualisierte Förderkriterien rund um die Bibliotheksverträge, ein neues Fördermodell, das mit zusätzlichen Kennzahlen die Aufgabenbreite der Bibliotheken stärker berücksichtigt, und ein neues Haus, das alle Abteilungen der Dienstleistungszentrale Bibliotheken SH in einem Gebäude vereint, weisen in eine hoffnungsvolle Zukunft für die Qualität und Leistungsfähigkeit des schleswig-holsteinischen Bibliothekssystems«.