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Das Klima-Puzzle aus Frankreich

Auf spielerische Weise die Zusammenhänge und Auswirkungen des Klimawandels in der Bibliothek verstehen.
Das Klima-Puzzle wurde bereits in 45 Sprachen übersetzt, und in zahlreichen Ländern der Welt bilden sich Gemeinschaften von »Klima-Puzzlern«, die sich in lokalen Netzwerken organisieren. Foto: MaryLou_Mauricio

 

Der Klimawandel und die notwendige Transformation der Gesellschaft stellen globale Herausforderungen dar. Ein Blick über den Tellerrand ist lohnend, um sich von wirkungsvollen Initiativen aus anderen Ländern inspirieren zu lassen. Deshalb stellen wir hier das Klima-Puzzle aus Frankreich vor und hoffen, dass es auch in den deutschsprachigen Ländern einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung leisten kann.

Was ist das Klima-Puzzle?

Der Workshop Klima-Puzzle wurde 2018 von dem französischen Ingenieur und Spezialisten für Klimawandel Cédric Ringenbach entwickelt, um möglichst viele Menschen mit einem kollaborativen, kreativen, spielerischen und sehr einfach umzusetzenden Workshop für die Herausforderungen des Klimawandels zu sensibilisieren. Das Tool basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des ersten Berichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und macht das Verständnis für die klimatischen Veränderungen für jeden zugänglich, ohne dass wissenschaftliche Vorkenntnisse erforderlich sind.

Teilnehmer/-innen, die selbst aktiv werden und ihre Erfahrungen mit dem Klima-Puzzle weitergeben möchten, können sich niedrigschwellig als Workshopleiter/-innen ausbilden lassen. Dank dieser einfachen Verbreitung und Zugänglichkeit wird das Spiel in Frankreich inzwischen in vielen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und in der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Das Klima-Puzzle ist sogar Bestandteil eines Weiterbildungsprogramms zum Thema Klimawandel und nachhaltige Entwicklung für höhere Staatsbeamte der französischen Regierung und soll sukzessive in den regionalen Verwaltungseinrichtungen angeboten werden. Im April 2023 wurde die Eine-Millionen-Klima-Puzzler-Marke geknackt!

Das Klima-Puzzle wurde bereits in 45 Sprachen übersetzt, und in zahlreichen Ländern der Welt bilden sich Gemeinschaften von »Klima-Puzzlern«, die sich in lokalen Netzwerken organisieren.

Es gibt verschiedene Ausführungen des Workshops (Juniorversion, vereinfachte Version), allerdings liegt es auf Deutsch aktuell nur in der Standardversion für Erwachsene vor. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Workshop als Präsenzveranstaltung, aber auch problemlos online durchgeführt werden kann.

Die Durchführung des Workshops wird von einem/einer ausgebildeten Trainer/-in (Spielleiter/-in) übernommen, wobei es sich je nach Gegebenheiten um eine externe Person handeln kann; oder um eine bereits geschulte Person aus dem Bibliotheksteam.

Wie läuft ein Workshop konkret ab?

Um ein Spielteam zu bilden sollten zwischen 5 und 14 Teilnehmende zusammenkommen.  Ein Workshop für eine größere Anzahl von Teilnehmenden erfordert entsprechend mehr Spielleiter/-innen.

Die Spielvorbereitung ist einfach, benötigt werden lediglich 1 Tisch (1 x 2 Meter) pro Team, die 42 Spielkarten, ein großes Blatt Papier und Filzstifte. Das Spiel dauert drei Stunden und besteht aus den Phasen Reflexion, Kreativität und Debriefing.

Mithilfe der Karten, die während des Workshops so angeordnet werden sollen, dass sie miteinander in Beziehung stehen, denken die Teilnehmenden über die Aspekte der menschlichen Aktivitäten nach, die die größten Auswirkungen auf das Klima haben. Gemeinsam vertiefen sie die daraus resultierenden Phänomene und Risiken für die zukünftige Entwicklung unseres Planeten und die Konsequenzen für die Menschheit. Anschließend konkretisieren die Mitspieler/-innen mögliche Handlungsansätze auf individueller und kollektiver Ebene, um die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten zu verringern.

Das Klima-Puzzle in der Bibliothek

Bibliotheken können insbesondere auf lokaler Ebene eine wichtige Rolle in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) spielen und sich als Partner für BNE-Strategien positionieren. Die einfache Umsetzung und Niedrigschwelligkeit des Workshops machen das Klima-Puzzle deshalb zu einem interessanten Tool für Bibliotheken, die in ihren Teams und/oder für ihr Publikum Aktionen zur Sensibilisierung für Klimaschutz durchführen möchten.

Es bietet sich an, das Klima-Puzzle in das Programm einer thematischen Reihe oder eines Veranstaltungsschwerpunkts, zum Beispiel im Rahmen der europäischen Nachhaltigkeitswoche, zu integrieren.

Weitere spannende BNE-Workshops aus Frankreich

Der Schwerpunkt des Klima-Puzzles liegt auf der Vermittlung wissenschaftlicher Fakten des IPCC und der Schaffung eines Bewusstseins für das Ausmaß der Auswirkungen des Klimawandels. Aufbauend darauf können stärker handlungsorientierte Maßnahmen angeboten werden. Hierzu gibt es in Frankreich mehrere, der Form dem Klima-Puzzle ähnliche Workshops und interessante Initiativen.   

Beispielsweise erarbeiten die Teilnehmer/-innen beim »Workshop 2 tonnes« ausgehend vom eigenen CO2-Abdruck konkrete Handlungsmöglichkeiten auf individueller und kollektiver Ebene zur Erreichung einer CO2-armen Zukunft. Die »Renaissance écologique« motiviert mit ihrem ganzheitlichen und positiven Ansatz den Wandel mitzugestalten und die »fresque du numérique« schafft ein Bewusstsein für digitale Nachhaltigkeit (dieser Workshop liegt auch auf Englisch vor). Die Themenvielfalt an bewusstseinsbildenden und handlungsorientierten Workshops reicht weiter von grünem Event-Management, Biodiversität bis hin zu nachhaltiger Stadtentwicklung.

Der Erfolg dieser – mehrheitlich zivilgesellschaftlichen – Initiativen rund um den ökologischen Wandel ist ihrem niedrigschwelligen und spielerischen Ansatz zu verdanken. Das macht sie zu interessanten Veranstaltungsformaten für engagierte Bibliotheksteams!

Sarah Foezon leitet die Abteilung Information & Bibliothek am Goethe-Institut Paris. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind sowohl die Literatur- und Kulturvermittlung im deutsch-französischen Kontext als auch die Weiterentwicklung von partizipativen Bibliotheksangeboten. Seit 2021 ist sie in der IFLA-Sektion ENSULIB (Environment, Sustainability and Libraries) in der Unterstützung und Vernetzung von Projekten im Bereich grüne Bibliotheken engagiert.

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