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Wer ist dein »Klimawandel-Buddy«?

Einige praktische Beispiele, wie man in der Bibliothek spielerisch Ideen und Handlungen für Nachhaltigkeit entwickeln kann.
Der gemeinnützige Verein Friends4Future e.V. bietet mit dem Gesellschaftsspiel »Der Klimakoffer« eine anregende Spielesammlung, bei der sowohl Ideen als auch Gesprächsanregungen zum Thema Klimawandel gegeben werden. Foto: Wagner
Der gemeinnützige Verein Friends4Future e.V. bietet mit dem Gesellschaftsspiel »Der Klimakoffer« eine anregende Spielesammlung, bei der sowohl Ideen als auch Gesprächsanregungen zum Thema Klimawandel gegeben werden. Foto: Wagner

 

Der Begriff »Nachhaltigkeit« ist mehrdimensional und komplex. Ähnlich verhält es sich mit den Themen »Klimawandel« und »Biodiversitätsverlust«. Tägliche Nachrichten rund um die Welt zeigen uns deutlich, wie ernst es um unseren Planeten bestellt ist und welchen großen Herausforderungen sich möglichst alle Menschen stellen sollten und müssen – auf politischer, wirtschaftlicher aber auch vor allem auf zivilgesellschaftlicher Ebene. Lokal handeln und global denken, diesen Ansatz mithilfe von Spielen gemeinsam mit dem Bibliotheksteam zu finden, soll hier vorgestellt werden. Begeben wir uns also auf das Spielfeld der Möglichkeiten und entdecken einmal einen anderen Ansatz der Ideenentwicklung und des Handelns. Im besten Fall inspiriert Sie das ein oder andere Spiel für die inhaltliche Planung zu einem kommenden Teamevent oder für eines der zukünftigen Teammeetings in ihrer Bibliothek.

Der Klimakoffer: Bildet einen Klima-Kreis!

Der gemeinnützige Verein Friends4Future e.V. bietet mit dem Gesellschaftsspiel »Der Klimakoffer« eine anregende Spielesammlung, bei der sowohl Ideen als auch Gesprächsanregungen zum Thema des Klimawandels gegeben werden. Bis zu zehn Spieler/-innen allen Alters gehen circa 95 Minuten auf den Ideen-Fluss und machen mit kleinen Schritten Entdeckungen in den Rollen: Der/die Netzwerker/-in, der/die Wertschätzende, der/die Planer/-in, der/die Umsetzer/-in, der/die Kreative, der/die Analyst/-in, der/die Philosoph/-in. Diese unterschiedlichen Rollen passen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu den verschiedenen Charakteren im jeweiligen Bibliotheksteam. In der Vorstellungsrunde soll ein Film geschaut werden, den der Verein auf seiner Webseite bereitgestellt hat. Ein Zeit-Coach behält Ablauf und Zeit im Blick, der/die Tour-Guide leitet durch das Spiel.

Sehr inspirierend sind im Spielverlauf die Ideenfindungskarten. Sie beinhalten Wortwolken (zum Beispiel Gesundheit, Ernährung, Mobilität, Wald, Wasser) und dienen der persönlichen Auswahl, zu welchem Thema man etwas gegen den Klimawandel tun möchte. Die Fragen sind offen und in Verbindung mit positiven Erfahrungen gekoppelt, die Ideenfindungen werden zunächst nicht gewertet. Wichtig ist, überhaupt einen Ansatz zu finden. Die Fragenkarten zum Spielablauf des »Projekt Zukunft« und »Let’s talk climate« fördern Fantasie und das Denken »Out of the box«. Utopische Ideen, zunächst ohne Schranken und Grenzen in Verbindung mit cleveren Fragen zu Kooperationen sind ebenso enthalten wie Fragen zu eigenen Erlebnissen der letzten Zeit, zum Beispiel:

  • Mit wem hast du dich in letzter Zeit positiv über den Klimawandel unterhalten? Was war gut an eurem Gespräch?

  • Vervollständige den Satz: »Die Schönheit der Natur ist für mich…«

  • Stell dir vor, du wärst Klimabotschafter/-in. Was wäre deine erste Amtshandlung?

  • Was könnte deine Freunde, Familie oder Kollegen wirklich inspirieren, auch beim Klimawandel tätig zu werden?

Der Verein Friends4Future e.V. erstellt kontinuierlich eine Klimaspiele-Datenbank auf der Webseite. Ein wahrer Fundort für Bibliotheken, die ihr Angebot zu Gesellschaftsspielen für die ganze Familie erweitern möchten. Die Datenbank mit den Kurzbeschreibungen hilft, das passende Spiel zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit zu entdecken. Ein regelmäßiger Besuch dieser Webseite lohnt, die Datenbank wird stets aktualisiert.

Systainchange: Pitch your green idea!

Vorab: Was ist eigentlich ein Pitch? Dazu stelle man sich vor, dass man zusammen mit einer wichtigen Entscheider-Person in einem Fahrstuhl fährt und nur die Zeit während der Fahrstuhlfahrt zur Verfügung hat, um seine Idee überzeugend zu »verkaufen«. Ehemalige Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde haben »Pitch your green idea!« konzipiert. Das Spiel gibt es in den Varianten eines Kartenspiels und eines Brettspiels. Allein die Herstellung der Karten auf Graspapier und die Verwendung von ökologischen Druckfarben verstärken die Authentizität der Erfinderinnen, vor allem Jungunternehmer/-innen mit diesem Spiel das Thema Nachhaltigkeit und Verantwortung näherzubringen.

Welchen Beitrag kann dieses Spiel zu den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Bibliotheken leisten? Inspiration! Ideenfindung und ein spielerischer Ansatz, der motiviert und Optimismus verbreitet! Alles Indikatoren, die bedeutsam sind für verantwortungsvolles Handeln und vor allem: um dranzubleiben und sich bei Zielkonflikten nicht entmutigen zu lassen! Ganzheitliche Betrachtungen mithilfe von Problem- und Eigenschaftskarten: Eine zunächst ungewöhnliche Herangehensweise, aber hilfreich, um auch hier über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich Lösungen zu suchen, die augenscheinlich nicht direkt im Arbeitsalltag sichtbar sind.

Zudem gibt es in den Bereichen Wirtschaft – Umwelt – Soziales Wissensfragen, die Freude und Neugier erzeugen. Lassen Sie sich zu eigenen Ideen und Innovationen befähigen! Unbedingte Empfehlung! Für den nächsten Workshop im Bibliotheksteam ein Instrument, bei dem Sie nicht viel vorbereiten müssen.

Werte, die uns leiten – Purpose cards: Was ist dir wichtig?

Menschen, die in Bibliotheken arbeiten und somit einen Großteil ihres Lebens dort verbringen, sehen die Institution als sinngebend und bedeutsam für die Gesellschaft. In einer Bibliothek tätig zu sein, bedeutet Teil zu sein am »Ort für alle« und Bildung in all seinen Facetten anzubieten. Diese Feststellung allein trägt bereits werte-orientierte Ansichten, die Menschen prägen und in ihren Entscheidungen leiten. Ob mit dem Berufsnachwuchs, Praktikantinnen und Praktikanten oder den Teamkolleginnen und -kollegen: Sich der eigenen Werte im hektischen Alltag bewusst zu werden hilft, sich Ziele neu zu stecken, sich bewusster dafür zu entscheiden, was man voranbringen möchte und wofür es sich lohnt, Arbeitszeit und eigenes Engagement einzubringen. Diese Bewusstwerdung ist entscheidend und prägend für das nachhaltige und verantwortungsbewusste Handeln am Arbeitsplatz. Wann, außer vor oder im Bewerbungsgespräch, stellen Sie sich sonst die Frage nach Werten, die Ihnen wichtig oder sehr wichtig sind in ihrem Beruf oder in der gesamten Organisation (Universität, Verwaltung, Bezirk, Kommune, Gemeinde)?

Nach der individuellen Festlegung, welche Werte einem wichtig und sehr wichtig sind, sind der Austausch und die Kommunikation darüber anschließend ein spannender Moment. Die einzelnen Werte werden aus Erfahrung oft auf aktuelle Herausforderungen, Aufgaben oder Projekte übertragen. Man erfährt an dieser Stelle viel darüber, welche Stärken und welche Selbstreflexionen benannt werden.

Sich die Zeit zu nehmen, im Bibliotheksteam mit Auszubildenden, Teamkolleginnen und -kollegen, Praktikantinnen und Praktikanten, Verwaltungsangestellten oder Hausmeister/-innen mehr voneinander zu erfahren, hilft enorm, um Dinge voranzubringen oder auch um Probleme eindeutiger zu identifizieren.

Das Finden von Lösungen wird in erster Linie durch das Sprechen über Lösungen vorangetrieben. Sich dafür die Zeit zu nehmen ist eine lohnende Investition und kommt leider im Arbeitsalltag in Bibliotheken oft zu kurz.

Die nachhaltige Herangehensweise zur Sichtbarmachung von Werten und Stärken im Team sollte bei Führungskräften im Fokus stehen. Legen Sie Ihrer/Ihrem Vorgesetzten das Wertekarten-Spiel auf den Tisch und bitten um eine andere Art der Teambesprechung im nächsten Monat. Mal anders: Spielerisch und nachhaltig.

Janet Wagner ist seit 2013 Bibliotheksbeschäftigte an der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin, zurzeit arbeitet sie als interne Koordinatorin zwischen Stabsstelle Nachhaltigkeit der FU und den FU-Bibliotheken. Seit 2018 Gründungsmitglied und Co-Vorsitzende im »Netzwerk Grüne Bibliothek«; seit 2019 Mitinitiatorin von »Libraries4Future«; von 2014 bis 2019 berufsbegleitendes Studium zum B.A. für Bibliotheksmanagement an der FH Potsdam; von September 2019 bis 2020 Modulbelegung im Masterstudiengang zum »Strategischen Nachhaltigkeitsmanagement« an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde; seit September 2020 berufsbegleitender Masterstudiengang »Bildung – Nachhaltigkeit – Transformation« an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

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