Perspektivwechsel: Die Leipziger Buchmesse 2023

Nach dreijähriger Corona-Pause beginnt am Donnerstag eine neue Ausgabe der Leipziger Buchmesse.
Drei Jahre in Folge musste die Leipziger Buchmesse aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. In diesem Jahr findet die Messe wieder statt - und wartet mit vielen bereits eingeführten sowie neuen Highlights auf. Foto: Nils A. Petersen

Vom 27. bis zum 30. April 2023 heißt es in Leipzig: lesen, lauschen und lernen. Die Leipziger Buchmesse und die Manga-Comic-Con öffnen wieder ihre Tore, nachdem die Messe aufgrund der Corona-Pandemie zuvor drei Jahre in Folge abgesagt werden musste. Vier Tage lang werden zahlreiche Verlage auf ganz unterschiedliche Weise ihre Novitäten präsentieren und gemeinsam mit Autor/-innen, Besucher/-innen und dem Fachpublikum das Lesen feiern und ins Gespräch kommen. Neben bewährten Veranstaltungsformaten wie »Leipzig liest« und dem Preis der Leipziger Buchmesse wird es in diesem Jahr viel Neues zu entdecken geben. Auch das Gastland Österreich hält einige Überraschungen bereit: Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm präsentiert es seine vielfältige Literatur- und Kulturszene und zeigt dem Lesepublikum, was es jenseits von Klischees alles zu bieten hat.

Unter dem Motto »meaoiswiamia«, sprich »mehr als wir«, lädt das Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 dazu ein, unsere gewohnten Denkweisen infrage zu stellen und die österreichische Kultur ganz neu zu erleben: zum Beispiel als humorbegabt und zu Selbstkritik fähig. Neben bekannten Autorinnen und Autorien sowie Verlagen erhalten auch neue literarische Stimmen eine Bühne. Und nicht nur die österreichische Literatur, auch Schauspiel, Kunst und Musik werden die Leipziger Buchmesse 2023 bereichern. Offen und divers, progressiv und zukunftsmutig präsentiert sich Österreich als Gastland. Als ein Land, das weiß, dass man sich um die Demokratie täglich bemühen muss und dass es dazu unbedingt die Kunst und ihre Freiheit braucht.

Vielfalt im Miteinander: Die neuen Veranstaltungsformate 2023

»Nie war es dringender als jetzt, miteinander zu reden, auch miteinander zu streiten, aber immer einander zuzuhören«, sagt Buchmessedirektor Oliver Zille. »Wenn das Wort eines kann, so ist es, neue Sichtweisen zu eröffnen, zu überraschen und – im besten Fall – einander besser zu verstehen.« Dafür schafft die Leipziger Buchmesse neue Diskussionsräume. So findet in diesem Jahr erstmals das Forum für eine offene Gesellschaft statt (Halle 4). Hier werden Persönlichkeiten aus den Medien, aus Verlagen, der Politik und Wissenschaft in einstündigen Slots gesellschaftliche Themen rund um Vielfalt und Diversität diskutieren.

Auch für die junge Generation wird es Möglichkeiten geben, in den Austausch zu treten. Zum ersten Mal öffnet der »JugendCampus UVERSE« (Halle 2) für junge Menschen zwischen zehn und 22 Jahren. In einer eigenen Workshop-Sphäre können sie aktuelle Themen bearbeiten und – sei es in Form von Rap, Lyrik, Poetry-Slam, Theater, Tanz oder Streetart – kreativ werden. Unterstützt werden sie dabei von Verlagen, Initiativen sowie von Künstlerinnen und Künstlern, die fernab von frontaler Wissensvermittlung zu Teilhabe und Dialog einladen.

Ebenfalls ein Novum in diesem Jahr: Unter dem Namen »YOUR PLACE TO READ« geht die Leipziger Buchmesse auf Buchhandelstour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Seit März finden Veranstaltungen mit renommierten Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Genres im stationären Buchhandel statt. Zum Finale der Tour lädt schließlich ein eigener Messestand in Halle 4 die Besucherinnen und Besucher der Messe dazu ein, zu verweilen und sämtliche Bücher der Tour kennenzulernen. Wer mag, lässt sich am Fotospot mit seinen Lieblingswerken ablichten oder trägt dazu bei, die große Landkarte am Stand bunter werden zu lassen. Hier dürfen Aufkleber mit der jeweiligen Lieblingsbuchhandlung verteilt werden.

Eine neue Gelegenheit, mit Autorinnen und Autoren ins Gespräch zu kommen, bietet in diesem Jahr das Format »#buchbar« in Halle 2. An einem langen Tisch können das interessierte Publikum und jeweils sechs Autorinnen und Autoren bei Kaffee und Croissants plaudern. Ergänzend dazu finden an der Bar moderierte Gespräche statt, die nicht nur live vor Ort, sondern auch über einen Stream verfolgt werden können. Ein weiteres neues Streamingangebot ist »Buchmesse ON AIR«, das an den Messetagen die wichtigsten Veranstaltungen live überträgt und Ausblick auf die Tageshöhepunkte der Leipziger Buchmesse gibt.

Ausgezeichnet: Die Leipziger Buchmesse ehrt herausragende Werke des Jahres

Zu den Highlights der Leipziger Buchmesse zählen auch in diesem Jahr wieder ihre Preisverleihungen – für Bibliothekarinnen und Bibliothekare wertvolle Wegweiser im großen literarischen Angebot. So zeichnet der Preis der Leipziger Buchmesse 2023 die besten Werke des Jahres aus. Er wird am 27. April um 16 Uhr in der Glashalle auf dem Messegelände verliehen und ehrt in drei Kategorien – Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung – herausragende Literatur der Gegenwart.

Während es für die Nominierten des Preises der Leipziger Buchmesse bis zum Schluss spannend bleibt, steht die Gewinnerin eines der wichtigsten Literaturpreise Deutschlands bereits fest: Der Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023 geht an Maria Stepanova. Die russisch-jüdische Autorin, die 1972 in Moskau geboren wurde und derzeit im deutschen Exil lebt, erhält die Auszeichnung für ihren Lyrikband »Mädchen ohne Kleider«. Die Preisverleihung findet zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 26. April 2023 im Gewandhaus statt. Da es sich um eine geschlossene Veranstaltung handelt, wird sie auch über die Webseite der Leipziger Buchmesse gestreamt.

Im Kinder- und Jugendbuchbereich geht der Lesekompass in diesem Jahr neue Wege und wartet mit seiner ersten Sonderedition auf. 2023 stehen Comics, Mangas und Co im Fokus. Der gemeinsame Preis der Stiftung Lesen und der Leipziger Buchmesse kürt seit 2012 herausragende Kinder- und Jugendbücher, um fürs Lesen zu begeistern. Comics und Graphic Novels liegen aktuell im Trend und eignen sich besonders gut, die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu fördern und den Einstieg in die Welt der Bücher zu erleichtern. Eine Fachjury nominierte im März ihre Top Ten, aus der die Kinder- und Jugendjury zur Leipziger Buchmesse ihre beiden Lieblingscomics wählen wird. Die feierliche Preisverleihung findet am 27. April in Halle 3 statt.

Lesefest und Fachprogramm schaffen Orte des inspirierenden Austauschs

Das begleitende Veranstaltungsprogramm »Leipzig liest« bietet Gelegenheiten, Autorinnen und Autoren persönlich zu begegnen. Nicht nur auf dem Messegelände, auch in der gesamten Stadt locken Lesungen und Gespräche: Bibliotheken, Kinos, Museen und viele weitere Orte laden zum Rendezvous mit der Literatur ein. Zudem werden sich im neu geschaffenen Medienforum im Halbstundentakt Redakteur/-innen mit Autor/-innen über ihre Frühjahrsnovitäten unterhalten.

Die Gästeliste des Lesefestes ist lang. Etwa 3 200 Mitwirkende gestalten mehr als 2 500 Veranstaltungen an 220 verschiedenen Orten. Aus dem Reigen der internationalen Autor/-innen haben sich beispielsweise Maja Lunde (Norwegen), Mircea Cărtărescu (Rumänien) und Sasha Filipenko (Belarus) sowie aus Österreich Arno Geiger, Michael Köhlmeier, Ursula Poznanski und Clemens J. Setz angekündigt. Ebenfalls ihre neuesten Werke im Gepäck haben die Autorinnen und Autoren aus Deutschland: Unter vielen anderen werden Judith Hermann, Christoph Hein, Clemens Meyer und Helga Schubert persönlich ihre Neuerscheinungen im Bereich Literatur darbieten. Und aus dem Themenspektrum der Kategorie Sachbuch/Politik/Gesellschaft stellen in diesem Jahr beispielsweise Max Czollek, Angela Merkel und Peter Wohlleben ihre aktuellsten Bücher vor. Auch die jüngere Generation kann sich auf die Begegnung mit ihren Lieblingsautor/-innen freuen: Mit frischen Geschichten voller Mut und Zuversicht laden etwa Kirsten Boie, Ralph Caspers oder Zoran Drvenkar zu ihren Lesungen ein.

Etwas branchenspezifischer geht es im Fachprogramm der Leipziger Buchmesse zu: Kongresse und Netzwerkveranstaltungen liefern Impulse und Denkanstöße für die tägliche Arbeit rund ums Buch. Auf diese Weise schafft die Leipziger Buchmesse 2023 wieder Räume für den persönlichen Austausch unter Kollegen – Räume, in denen sich Trends am Buchmarkt aufspüren lassen und gemeinsam der Blick in die Zukunft des Buches gerichtet werden kann.

Die Autorin, Julia Lücke, arbeitet als Kommunikationsmanagerin bei der Leipziger Messe.

 

Weitere Informationen zur Leipziger Buchmesse und vor allem zum diesjährigen Gastland Österreich gibt es in der April-Ausgabe von BuB. Ein Lesetipp vorab: der Beitrag von Susanne Rettenwander über eine der bedeutendsten Literatursammlungen im deutschsprachigen Raum in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

 

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