Treffpunkt für Frauen und Kinder aus der Ukraine

Das Café Vinok im »sprachraum« der Stadtbibliothek Köln hat eröffnet: Das Angebot soll eine Anlaufstelle für geflüchtete Menschen aus der Ukraine bieten.
Menschen unterschiedlicher Hautfarbe sitzen im sprachraum in der Stadtbibliothek Köln um einen Tisch herum und reden miteinander.
In Folge der europäischen Flüchtlingskrise hat die Stadtbibliothek Köln im Herbst 2015 den sogenannten »sprachraum« eröffnet. Der Raum sollte ein Lern- und Begegnungsort für Ehrenamtliche und Deutschlernende werden. Foto: Stadtbibliothek Köln

»Dobroho dnia« hört man freitags nun häufig im sogenannten »sprachraum« gegenüber der Zentralbibliothek in Köln. Den sprachraum der Stadtbibliothek gibt es seit Herbst 2015 als Lern- und Begegnungsort für Ehrenamtliche und Deutschlernende. Damals kamen viele Geflüchtete nach Köln und die Stadtbibliothek wollte ihren Beitrag leisten. Nun gibt es nach dem Angriff auf die Ukraine wieder eine große Fluchtbewegung, die auch uns in der Bibliothek sehr bewegt. Gern wollten wir auch dieses Mal möglichst schnell etwas für die größtenteils Frauen und Kinder anbieten, die aus der Ukraine fliehen müssen. Seit Anfang April öffnet daher der sprachraum Freitagnachmittag seine Türen und lädt ein zum Café Vinok. Warum Vinok? In der Ukraine gilt der Kranz (Vinok) als »Heiler der Seele«. In Deutschland gibt es wiederum die Tradition des »Kaffekränzchens«: das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen.

Das Café-Vinok-Team besteht auf dem sprachraum-Team der Stadtbibliothek, Ehrenamtlichen und unserem Kooperationspartner »seiSTARK«, einem Verein, der Mentoring von Frauen für Frauen anbietet und bereits viele Kontakte zu Frauen hat, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Ein Café im sprachraum?

Zwar haben wir im sprachraum einige Feste mit Essen und Trinken gefeiert, aber ein Café hatten wir dort noch nie. Wir wollten gern eine freundliche Atmosphäre schaffen und denjenigen, die vor Krieg und Bomben geflohen sind und sich hier Sorgen um ihre Liebsten in der Ukraine machen müssen, zumindest etwas Ablenkung bieten und deutlich machen, dass sie hier willkommen sind.

Helfende Hände, Herzen und Köpfe

Nachdem wir mit unserem Kooperationspartner seiSTARK vereinbart hatten, das Café Vinok zu starten, haben wir binnen zwei Wochen Freiwillige gesucht, Infomaterial erarbeitet und alles Weitere geplant. Ein solches Angebot können wir nicht ausschließlich mit unseren eigenen Ressourcen stemmen. Das Café Vinok möchte einerseits ein Treffpunkt für ukrainische Frauen und Familien sein, andererseits möchten wir – wie immer im sprachraum – Menschen aus Köln mit Newcomern vernetzen. Unsere Ehrenamtlichen helfen nicht nur mit Kaffee und Kuchen weiter, sondern bieten auch Betreuung für Kinder und vor allem den Frauen ihre Unterstützung bei Alltagsfragen aller Art an, bei Erstorientierung und beim Spracherwerb. Dass diese Beratung besonders gefragt ist, haben wir bei den ersten Caféterminen deutlich gespürt.

Wir hatten über wenige Kanäle nach neuen Ehrenamtlichen gesucht – und haben sehr viele Unterstützungsangebote bekommen. Die meisten Ehrenamtlichen gaben während des ersten Kennenlernens an, dass sie der Schockstarre entkommen möchten und etwas für die Menschen tun wollten, die sie Tag für Tag im Fernsehen sehen. Das Angebot ist also – wie immer im sprachraum – nicht einseitig: Es hilft sowohl den Besucherinnen und Besuchern als auch den Ehrenamtlichen.

Als entscheidend wichtig haben sich diejenigen Ehrenamtlichen erwiesen, die russische oder ukrainische Sprachkenntnisse mitbringen. Natürlich gibt es Übersetzer-Apps – hier hat sich viel getan -, aber sie funktionieren unterschiedlich gut und die erste persönliche Ansprache ist wichtig, damit man sich sicher und wohl fühlt. Einige der Frauen beim Café sprechen Englisch, manche aber auch nicht. Wir setzen also die Freiwilligen mit Sprachkenntnissen am Eingang ein, sie helfen den anderen Ehrenamtlichen aber auch immer mal wieder beim Dolmetschen von Gesprächen.

Was beschäftigt die Frauen zurzeit?

Unterkunft, Aufenthaltstitel, Deutschlernen, Jobsuche, Geld vom Sozialamt, Kontoeröffnung, Anerkennung von Abschlüssen – und wo kann mein Kind einen Musikkurs machen? Das sind nur einige der Fragen, denen wir uns gemeinsam so gut es geht nähern. Die Ehrenamtlichen sprechen individuell bei einer Tasse Kaffee mit einzelnen Frauen darüber oder versuchen gemeinsam, erste Briefe von offizieller Stelle zu verstehen. Die Frauen haben unendlich viele Dinge hier zu klären und zu regeln. Nicht immer ist es leicht, alleine einen Weg durch den Dschungel an Regelungen in einer unbekannten Sprache zu finden.

Die Kinder spielen währenddessen auf unserer großen grünen Spielzeug-Hundefamilie, malen, basteln, spielen Spiele miteinander und mit den Ehrenamtlichen und gewöhnen sich schnell im sprachraum ein.

Das Café findet immer freitags von 14 bis 17 Uhr im sprachraum statt. An den ersten beiden Terminen kamen bereits zwischen 50 und 80 Frauen und Kinder ins Café Vinok.

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